Das war das Jahr 2015 in Tempelhof-Schöneberg

Auf dem ehemaligen Flughafen wurde Flüchtlinge untergebracht. | Foto: HDK
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Tempelhof-Schöneberg. Wie in jedem Jahr blicken wir noch einmal kurz auf einige Berliner Woche-Schlagzeilen der vergangenen zwölf Monate zurück. Ereignisse, die den Bezirk bewegten.

Januar

Da staunten das Tempelhofer MedienPoint-Team und die Nachbarn im Kiez: Plötzlich stand Elvis leibhaftig vor der Tür. Der soziale Buchladen in der Werderstraße 13 feierte den 1977 gestorbenen „King“, der am 8. Januar 80 Jahre alt geworden wäre, mit einer Ausstellung. Für die gelungene Überraschung sorgte der Berliner Sänger, Entertainer und Verkleidungskünstler Bert Beel.

Tempelhof-Schönebergs größter Sportverein, der Olympische Sport-Club Berlin (OSC) feiert 125-jähriges Bestehen.

Als „Schlag ins Gesicht all derer, die sich engagieren“ wertet die Initiative Stierstraße-Friedenau den schleppenden Umgang des Bezirksamts mit der Wiederbesetzung der Koordinationsstelle für die Stolpersteinverlegung im Bezirk. Es war lange bekannt, dass die Stelle ab 1. Januar 2015 vakant ist.

Die Bürgerinitiative „Crellekiez Zukunft“ hat in der BVV mit einem Einwohnerantrag Erfolg, der die Fällung von rund 90 Bäumen für einen Fußgänger- und Radweg im Wannseebahngraben verhindern will.

Februar

Nach 31 Jahren war Schluss. Das Bezirksamt verkündet das Aus des Internationalen Kulturlustgartens im Volkspark Mariendorf. Die Traditionsveranstaltung zog in ihren besten Zeiten fast eine halbe Million Besucher an. In den letzten Jahren, vor allem seit ein Euro Eintritt verlangt wurde, kamen deutlich weniger.

Das Berliner Landgericht stoppt auf Antrag des BUND per einstweiliger Verfügung das Abholzen des „Crelle-Urwalds“.

In der Winterfeldtstraße 45 eröffnen Anika Tüngerthal, Nicole Weiske-Goutrière und Alexandra Wachholz ein neues naturwissenschaftliches Bildungsangebot: das „Erdforscher-Labor“. Hier können Kinder ab dem Kindergartenalter in die Welt der Geologie eintauchen.

März

Vor 20 Jahren, im März 1995, stand rund ein Dutzend Damen das erste Mal zusammen auf einer Bühne. Quasi die Feuertaufe des „Kabaretts Korsett“, das kurz zuvor vom damaligen Kulturstadtrat Klaus Wowereit im Rahmen des Frauenmärz als Volkshochschulkurs (VHS) „Kabarett für Frauen“ gegründet worden war. Den Kurs gibt es immer noch und den beteiligten Damen ist noch längst nicht die Puste ausgegangen.

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verkauft ihre Wohnhäuser in der Katzler- und Großgörschenstraße an einen privaten Investor. Der Bezirk macht sein Vorkaufsrecht geltend, um die Umwandlung der Miet- in Eigentumswohnungen zu verhindern.

Der Bezirk gibt offiziell bekannt, „Fair-Trade-Stadt“ werden zu wollen. Eine „Steuerungsgruppe“ wird gegründet.

April

In der Alarichstraße in direkter Nachbarschaft zum Jobcenter soll bis Oktober eine von zunächst vier Berliner Jugendberufsberatungsagenturen installiert werden. Die vor der Berufswahl stehende Zielgruppe findet das Jobcenter, die Arbeitsagentur und das Jugendamt dann an einer Stelle. Im vergangenen Schuljahr waren knapp 2370 Schüler direkt von der Schulbank in die Arbeitslosigkeit gewechselt.

Kurz vor Ostern verhängt Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) eine Haushaltssperre. Im Etat klafft eine Deckungslücke von neun Millionen Euro.

Die BVV verhängt für den Breslauer Platz einen Baustopp. Grund ist eine Drei-Zentimeter-Kante in der Lauterstraße, auf die Baustadtrat Daniel Krüger (CDU) nicht verzichten will.

Neue Attraktion in Schöneberg: Der Immobilienentwickler Copro hängt ein 162 Quadratmeter großes, abstraktes Wandbild des Berliner Künstlers Christian Awe an der Brandmauer seine Bürohauses in der Hauptstraße 117 auf. „Adanzé“ wird dort zwei Jahre bleiben.

Mai

Am 23. Mai fand in Berlin als einem von weltweit zehn Austragungsorten die Deutschland-Premiere der Formel E auf dem ehemaligen Tempelhofer Flugfeld statt. Auf den Duft von rasend schnell verbranntem Benzin und das Geknatter von Verbrennungsmotoren musste das Publikum allerdings verzichten. Formel E ist die erste vollelektrische Motorsportserie der Welt. Getankt wird an der Steckdose.

Unbekannte hetzen gegen Bewohner des umstrittenen Neubaus in der Crellestraße 22a. Eine an verschiedenen Orten anonym plakatierte Hetzschrift bezeichnet die Zugezogenen als „Geldsäcke“.

Posse um eine Skulptur am Innsbrucker Platz: Die SPD-Fraktion will die Verwaltung vorführen, die angeblich nichts über das Kunstwerk wisse. Kulturstadträtin Jutta Kaddatz (CDU) konnte das Rätsel rasch lüften: Die mehrteilige Plastik schuf der HdK-Professor Paul Dierkes (1907-1968). 1994 wurde sie vom damaligen Schöneberger Bürgermeister Uwe Saager und dem Sohn des Künstlers, Christian Dierkes, als Geschenk an den Bezirk Schöneberg enthüllt.

Juni

Supergute Nachricht für den Industriestandort Berlin allgemein und insbesondere für Tempelhof-Schöneberg. Die Daimler AG will in den nächsten Jahren 500 Millionen Euro in das Mercedes-Benz-Werk in Marienfelde investieren und den traditionellen Entwicklungs- und Produktionsstandort an der Daimlerstraße zur führenden Hightech-Plattform für Motorenkomponenten zur CO₂-Reduzierung ausbauen.

Das Rheingau-Gymnasium wird Preisträger des Wettbewerbs „Berliner Klima-Schulen“. Die Schüler des Wahlpflichtkurses der Jahrgangsstufe 10 erhalten den zweiten Preis für ihr Projekt „Klimakiller und Klimaschutz im Alltagshandeln“.

Die Grün Berlin GmbH feiert das 15-jährige Bestehen des Natur-Parks Schöneberger Südgelände. Genauso lange besteht die Tagesstätte für Alkoholkranke in der Crellestraße 42. Nebenan betreibt der Verein „Psychosoziale Beratung und Behandlung für Abhängige von Alkohol, Medikamenten und anderen Suchtmitteln“ noch betreutes Wohnen und ein Kiezcafé. Und das Schöneberger Planetarium am Insulaner wird sogar 50!

Juli

In Alt-Lichtenrade wurde sozusagen der erste Nagel mit einem fairen Hammer offiziell eingeschlagen. Eva Reisberg war mit ihrem Laden „Evas Seidenfloristik“ in Alt-Lichtenrade 129 die erste von bis dato einem knappen Dutzend Geschäftsleuten in Tempelhof-Schöneberg, die sich von Doris Deom, Frontfrau der Kampagne, vom fairen Handel überzeugen ließ. Damit zeitigt die Kampagne „Fair-Trade-Town“ erste Wirkung im Bezirk.

Die Grünfläche an der Torgauer Straße entlang der Ringbahn zwischen Cheruskerpark und Naumannstraße wird der Witwe des von den Nazis ermordeten SPD-Reichstagsabgeordneten Julius Leber, Annedore Leber, gewidmet, so ein Beschluss des Kulturausschusses auf Antrag der SPD.

Änderung in der BVV: Jan-Ulrich Franz und Sven Wehrend von der Gruppe der Piraten benennen sich in „Politik ohne Partei“ (PoP) um.

Die Gesellschaft Berliner Schloss fordert die Rückkehr der „Rossebändiger“ aus dem Kleistpark an ihren früheren Standort vor dem Schloss in Mitte.

August

Senatsexperten haben eine Ortsbegehung durch den Gebäudetrakt des ehemaligen Flughafen Tempelhof gemacht und besonders unter dem Blickpunkt hingeschaut, ob dort Flüchtlinge untergebracht werden könnten. Die Prüfung war zunächst eher negativ ausgefallen. Das hat sich längst geändert. Zum Jahresende ist von bis zu 8000 Flüchtlingen auf dem Flughafengelände die Rede.

Zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Restaurierungsvorhaben an der ehemaligen Schultheiss-Mälzerei in Schöneberg. Am 13. August überbringt Ortskuratorin Heike Pieper einen symbolischen Fördervertrag über 25.000 Euro.

Der Diakonieladen in der Rubensstraße feiert zehnjähriges Bestehen.

Am 18. August wird die leerstehende Teske-Schule am Tempelhofer Weg 62 zur Flüchtlingsnotunterkunft umfunktioniert.

Am vorletzten Tag des Monats feiert das Jugendmuseum sein 20-jähriges Bestehen.

September

Die Diskussion um eine vom Bezirksamt aus Sparsamkeitsgründen angedachte Schließung des Gemeinschaftshauses Lichtenrade erhitzte am südlichen Stadtrand die Gemüter. In einer BVV-Sondersitzung zum Bezirkshaushalt 2016/17 wurde am 25. September der Erhalt des Hauses beschlossen. Allerdings muss das Bezirksamt nun Möglichkeiten von Mehrfachnutzungen überprüfen und Flächenverdichtungspotenziale ermitteln.

ahrgäste der Buslinie 204 erleben ein ganz neues Fahrgefühl. Die BVG erprobt für ein Jahr den vollelektrischen Betrieb ihrer Busse.

Das Bezirksamt beschließt, die Stelle für die Koordinierung von Stolperstein-Verlegungen aus dem Haushalt für 2016 und 2017 zu finanzieren.

Oktober

Am 1. Oktober hat das Ullsteinhaus den Besitzer gewechselt. Die Unternehmensgruppe Becker & Kries, der das stadtbekannte Wahrzeichen seit 1985 gehörte, hat die rund 90 Jahre alte und unter Denkmalschutz stehende Immobilie überraschend an die durch ihre Internet-Unternehmen erfolgreichen Gebrüder Samwet verkauft. Im Ullsteinhaus wurden einst viele Zeitungen und Bücher gedruckt.

Am 5. Oktober um 11.30 Uhr ist es so weit: Die Maaßenstraße zwischen Nollendorf- und Winterfeldtplatz wird als erste Berliner „Begegnungszone“ dem Verkehr übergeben.

Erstmals in seiner 101-jährigen Geschichte wird das Rathaus im Rahmen des Berliner Lichterfests illuminiert. Die besondere Beleuchtung vom 7. bis 18. Oktober hatte der Lichtdesigners Andreas Boehlke im Auftrag der Wall AG kreiert.

November

Den seit rund 18 Jahren geforderten Tunnel für die Dresdner Bahntrasse durch Lichtenrade wird es nicht geben. Das hat das Eisenbahnbundesamt offiziell bekannt gegeben. Damit geht es nun voraussichtlich auf der juristischen Schiene weiter. Das heißt, dass die BI vor das Bundesverwaltungsgericht zieht, um weiter für einen Tunnel zu kämpfen.

Die Traglufthalle für Obdachlose wird nicht mehr am Innsbrucker Platz aufgebaut. Neuer Standort ist der Containerbahnhof in Friedrichshain.

Der Bau des Grünzugs „Wannseebahngraben“ auf der „Potsdamer Stammbahn“-Trasse wird gestoppt. Der Senat prüft, ob wegen der starken Bevölkerungszunahme in Berlin das Gelände als Trasse zur Entlastung der S-Bahn gebraucht wird.

Das Bezirksamt beschließt, die Lauterstraße in die Fußgängerzone auf dem Breslauer Platz einzubeziehen. Die BVV hebt daraufhin den im April verhängten Baustopp auf.

Bürgermeisterin Angelika Schöttler informiert über die Belegung des Rathauses Friedenau mit rund 400 Flüchtlingen ab Frühjahr 2016.

Erstmals hat die Jury des „Green Buddy Awards“ einen eigenen Preis vergeben. Die Auszeichnung für einen Bürger für dessen „herausragendes persönliches Engagement um ökologische Nachhaltigkeit“ ging an den Marienfelder Natur-Ranger Björn Lindner.

Dezember

Alle für das kommende Jahr auf dem Flughafen Tempelhof in Hangars und auf dem Vorfeld geplanten Großveranstaltungen werden abgesagt. Ersatzstandorte werden nun dringend gesucht. Grund der Entwicklung: Die Hangars werden momentan für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt und ein Ende ist nicht absehbar.

Am Abend des 7. Dezember überfallen mehrere Maskierte einen an der Ecke Barbarossa- und Gleditschstraße abgestellten Geldtransporter und entkommen mit einer nicht näher genannten Geldsumme.

Nach dreimonatiger Bauzeit kann Baustadtrat Daniel Krüger den umgestalteten Alice-Salomon-Park der Öffentlichkeit übergeben. KEN/HDK

Autor:

Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof

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