Tempelhof. Wie berichtet, haben Bodendenkmalpfleger und Archäologen in den vergangenen Monaten auf dem Tempelhofer Feld Relikte aus der Geschichte des Areals ausgegraben. Nun liegen die ersten Ergebnisse mit dem Schwerpunkt auf der Zeit des Faschismus vor.
Die Grabungen wurden auf Veranlassung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt von Fachleuten des FU-Instituts für Vorderasiatische Archäologie und Umwelt und in Zusammenarbeit dem Landesdenkmalamt, der Grün Berlin GmbH und der Tempelhof Projekt GmbH durchgeführt. In Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Institutionen, Gedenkstätten und Initiativen sollen insbesondere Zeugnisse der Zwangsarbeiterlager und des KZ Columbiahaus erkundet werden. Zu den Fragen, die unter Beteiligung von FU-Historikern beantwortet werden sollen, gehört vor allem "wie sich der Alltag in so einem Lager abgespielt hat", erklärte Reinhard Bernbeck, wissenschaftlicher Leiter der Aktion zu Beginn der Ausgrabungen. Nun präsentierte Landeskonservator Jörg Haspel die ersten Antworten beziehungsweise Funde und deren Untersuchungsergebnisse. Aus der Nazizeit wurden zum Beispiel Teller mit der Aufschrift "Schönheit der Arbeit", - so hieß eine Propaganda-Abteilung der Deutschen Arbeiter-Front - gefunden. Als bemerkenswert haben die Experten eine große Anzahl verrosteter Nägel mit umgebogenem Ende eingestuft. Sie stammen aus dem Bereich eines Zwangsarbeiterlagers der Lufthansa und der Weser Flug GmbH, beides Rüstungsbetriebe. Aus dem Fund lässt sich schließen, dass die Barackenwände nur etwa sieben Zentimeter stark waren.
"Wir begreifen die Ausgrabung und die Würdigung der Funde auch als Vorbereitung auf das Berliner Themenjahr 2013", erklärt der Landeskonservator. Unter dem Motto "Zerstörte Vielfalt - Berlin in der Zeit des Nationalsozialismus" soll im kommenden Jahr an die Machtübernahme der Nationalsozialisten vor 80 Jahren sowie an die Novemberpogrome vor 75 Jahren erinnert werden.
Susan Pollock vom Vorderasiatischen Institut erklärt: "Die archäologische Ausgrabung von Baracken, in denen Zwangsarbeiter leben mussten, erschließt neue Einsichten in die Unmenschlichkeiten der Nazizeit. Das Ensemble von Architektur-Resten und Funden erhellt den kargen Alltag der Zwangsarbeit besser als historische Dokumente."
Und damit die Grabungen im kommenden Jahr fortgeführt werden können, arbeitet die Senatsverwaltung bereits an der "Verlängerung der Kooperationsvereinbarung mit allen beteiligten Partnern."
Horst-Dieter Keitel / hdk
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