Ausstellung über das KZ Columbia-Haus

Eine Gedenkstätte am Columbiadamm gegenüber Flughafen Tempelhof erinnert daran, dass hier 8000 Gegner des Nazi-Regimes gefoltert und ermordet wurden. | Foto: HC
  • Eine Gedenkstätte am Columbiadamm gegenüber Flughafen Tempelhof erinnert daran, dass hier 8000 Gegner des Nazi-Regimes gefoltert und ermordet wurden.
  • Foto: HC
  • hochgeladen von Helmut Caspar

Tiergarten. Nach der Errichtung der NS-Diktatur entstanden in Berlin etwa 150 "wilde" Folter- und Terrorstätten, in denen Regimegegner, Juden und andere Personen gefangen gehalten und viele von ihnen ermordet wurden. Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand widmet dem berüchtigten KZ Columbia-Haus im Rahmen des Themenjahrs "Zerstörte Vielfalt" eine Sonderausstellung.

Die bis zum 11. Oktober laufende Dokumentation "Warum schweigt die Welt?!" übernimmt den Titel eines Berichts, den der Journalist Berthold Jacob aus eigener leidvoller Erfahrung 1936 in Paris veröffentlichte. Darin wird geschildert, auf welch entsetzliche Weise die Häftlinge im KZ Columbia-Haus von SS-Leuten ausgepeitscht und gefoltert wurden. "Müsste nicht das Weltgewissen darauf dringen, auf die Frage, die ich hier stelle, Antwort zu erhalten. Warum schweigt die Welt?!" fragt Jacob. In der Ausstellung werden weitere Häftlinge, die das Grauen in der ehemaligen Militärhaftanstalt am Tempelhofer Feld überlebt haben, zitiert, was ihnen von den Schlägertypen in SS-Uniform angetan wurde und wie man sie systematisch erniedrigt und zu "Geständnissen" gezwungen hat. Die insgesamt 8000 Gefangenen waren in überbelegten Zellen zusammengepfercht, sie litten an Hunger, und eine ärztliche Versorgung gab es nicht. Viele Häftlinge erlagen den Misshandlungen, manche wurden mit fadenscheinigen Begründungen im Columbia-Haus exekutiert. Wer der Hölle entkam, musste sich zu Stillschweigen verpflichten und stand unter der Kontrolle der Gestapo. Nicht wenige trugen bleibende körperliche und psychische Schäden davon. Unter den Gefangenen befanden sich Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, aber auch Homosexuelle sowie andere als Staatsfeinde abgestempelte Menschen.

Im Zusammenhang mit dem Bau des Flughafens Tempelhof wurde das KZ Columbia-Haus Ende 1936 aufgelöst und abgerissen, weil der aus der Kaiserzeit stammende Komplex den Bauarbeiten im Wege stand. Die Häftlinge wurden in das neu gegründete KZ Sachsenhausen überführt. Mit ihnen zogen zahlreiche Wärter um, die im Columbia-Haus ihr blutiges Handwerk gelernt hatten und ihre Karriere in anderen Konzentrations- und Vernichtungslagern fortsetzten.

Am Schluss der Ausstellung ist zu erfahren, dass es nach 1945 zwar Verfahren wegen der im Columbia-Haus begangenen Verbrechen gegeben hat und in einem Fall sogar ein Wachmann wegen Gefangenenmisshandlung zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Den KZ-Kommandanten geschah aber nichts, weil sie in der Zwischenzeit verstorben waren. Einige ehemalige Angehörige der Kommandantur wurden wegen ihrer Untaten in anderen KZ zur Verantwortung gezogen, lautet das ernüchternde Fazit dieser Dokumentation.

Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Bendlerblock an der Stauffenbergstraße 13-14 ist Mo-Mi sowie Fr 9-18 Uhr, Do 9-20 Uhr sowie am Wochenende 10-18 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.
Helmut Caspar / HC
Autor:

Helmut Caspar aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 686× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 748× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 424× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 879× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.812× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.