Lauter Kämpfernaturen
Naturdenkmale in Tiergarten

Die "Kaiser-Platane" an der Potsdamer Straße. | Foto: KEN
3Bilder
  • Die "Kaiser-Platane" an der Potsdamer Straße.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Sie sind selten. Sie sind besonders schön. Sie sind naturgeschichtlich und heimatkundlich von großer Bedeutung: Naturdenkmale. Wir haben uns im Ortsteil Tiergarten nach interessanten Vertretern umgeschaut.

Zwölf Meter hoch ragt sie auf. Ihr Stamm hat den stattlichen Umfang von 4,3 Metern, ist innen aber inzwischen vollkommen hohl. Trotzdem ist der Baum gesund. Seit 170 Jahren trotzt die Ahornblättrige Platane, Platanus acerifolia, an der Potsdamer Straße auf Höhe der Einmündung der Scharounstraße allen Unbilden des Wetters und allen Herausforderungen der Zeit.

1850 wurde der Baum gepflanzt, als das alte Tiergartenviertel noch stand. „Kaiser-Platane“ wird sie genannt. Fachleute beschreiben sie als Kämpfernatur. Als stumme Zeugin erlebte sie den Kampf um Berlin in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges. Auch hielt sie bisher allen Gefahren durch den Straßenbau stand. 1960 sollte sie für den Bau einer „Entlastungsstraße“ gefällt werden. Bürger haben sie damals gerettet.

Unweit der „Kaiser-Platane“, auf dem Matthäikirchplatz, wächst eine weitere Platanus acerifolia. Sie wird hoffentlich den Bau des Museums der Moderne verkraften.

Eine Verwandte der in Berlin inzwischen typischen Platane wächst seit rund 120 Jahren zwischen Landwehrkanal und Reichpietschufer. Diese Orientalische oder Morgenländische Platane in der Calandrelli-Anlage neben der 1862 gebauten klassizistischen Villa von der Heydt hat tief eingeschnittene Blätter und kleinere Früchte, einen mächtigen Stamm von 4,4 Metern Umfang, eine Höhe von 20 Metern und eine Krone mit einem Durchmesser von 22 Metern. Der Stamm der Calandrelli-Platane ist wie der der Platane an der Potsdamer Straße hohl; Folge eines baumchirurgischen Eingriffs. Er war notwendig geworden, weil den Baum im Krieg Granatsplitter getroffen hatten und eine große Wunde hinterließen, in die Pilze eindrangen. Der Baum faulte. „Heute ist die Platane zwar hohl, aber stabil und sehr vital“, bestätigen die Fachleute von der Berliner Umwelt- und Naturschutzbehörde.

Ein lebendes Fossil

Der nachfolgende Baum steht zwar nicht auf der Naturdenkmalliste des Bezirks Mitte, gehörte da aber eigentlich hin: der Urwelt-Mammutbaum. Metasequoia glyptostroboides ist ein lebendes Fossil. Das kann eine Pflanzen- oder Tierart sein, die seit Jahrmillionen unverändert auf der Erde existiert.

Der auch Chinesisches Rotholz genannte Baum – er wurde erst 1942 in der Provinz Szechuan entdeckt – ist im Englischen Garten jenseits der Altonaer Straße zu finden. Die Anlage entstand 1951 auf Initiative von General Geoffrey Kemp Bourne (1902-1982), damaliger Kommandant des britischen Sektors in Berlin. Witzigerweise hielt man den Meta-Sequoia zunächst für eine Versteinerung. Erst später wurde die Baumart als lebende Pflanze entdeckt. Der Baum ist um die 60 Jahre alt und in dieser Zeit 23 Meter hoch gewachsen. Sein Stammumfang beträgt 2,4 Meter. Seine Krone hat einen Durchmesser von zehn Metern.

Übrigens, den Begriff „Naturdenkmal“ hat Alexander von Humboldt 1819 geprägt. Die erste staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen entstand 1906 unter Leitung des Botanikers Hugo Wilhelm Conwentz (1855-1922). Er war der Erste, der Gehölzbestände inventarisierte und nach ihrem Naturschutzwert klassifizierte.

1935 wurde das Reichsnaturschutzgesetz verabschiedet. Naturdenkmale wurden darin als „Einzelschöpfungen der Natur“ bezeichnet. Vier Jahre später erschien die erste Verordnung zur Sicherung von Naturdenkmalen in Berlin. Am 20. Dezember 1976 wurde das Bundesnaturschutzgesetz erlassen. Am 30. Januar 1979 entstand das für West-Berlin – und seit dem 3. Oktober 1990 auch für die östlichen Stadtbezirke – gültige Berliner Naturschutzgesetz.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 112× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 548× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 509× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 462× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 484× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.