In Gerhart Hauptmanns Heimat
Erkner im Südosten von Berlin vorgestellt

In der Villa Lassen begann der spätere Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann 1885 seine Karriere als Dichter. | Foto: Ralf Drescher
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  • In der Villa Lassen begann der spätere Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann 1885 seine Karriere als Dichter.
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Zu den Nachbarn des Bezirks gehört auch Erkner, eine märkische Kleinstadt mit rund 12 000 Einwohnern. Hier schrieb der spätere Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann (1862-1946) seine ersten Werke.

Erkner wurde erstmals 1579 im Rüdersdorfer Kirchenbuch als Wohnstätte des Fischers Hans erwähnt, der in Arckenow seine Tochter Maria taufen ließ. Über 100 Jahre später hatte die Siedlung gerade sieben Häuser, erst mit der Postlinie Berlin-Frankfurt ab 1701 setzte die Entwicklung ein.

Bürgermeister Henryk Pilz (53) ist in Erkner geboren und mit der Nähe zu Berlin aufgewachsen. „Wir sind zum Tanzen nach Friedrichshagen gefahren. Und auch heute fahren die Einwohner Erkners zum Einkaufen ins Forum Köpenick und ins Kino nach Friedrichshagen. Für uns hat die Ländergrenze keine Bedeutung“, sagt er. Ohnehin hängt Erkner ganz eng am nahen Berlin. Wer in der Berliner Straße auf die andere Seite geht, steht bereits in Rahnsdorf. Dort entsteht unmittelbar an der Stadtgrenze, die hier auch Ländergrenze zwischen Berlin und Brandenburg ist, ein neues Wohnquartier des kommunalen Wohnungsunternehmens Stadt und Land. Ab Sommer 2019 werden hier rund 400 Berliner eine neue Heimat finden.

Wer in Erkner wohnt, fährt oft nach Berlin zur Arbeit. Viele Arbeitsplätze, darunter im wirklich anrüchigen Teerwerk – die S-Bahnzüge aus Erkner rochen noch am Alexanderplatz nach Teer – sind aber nach 1990 weggefallen. Zahlen zu Pendlern gibt es nicht, aber morgens und abends sind die Bahnen der Linie S 3 fast immer voll. Seit 1928 hat Erkner Anschluss an das elektrische S-Bahnnetz Berlins. Seitdem gibt es hier auch eine Reparaturwerkstatt für S-Bahnzüge.

Bahnanschluss erhielt Erkner übrigens bereits im Oktober 1842, als die Strecke Berlin-Frankfurt (Oder) eröffnet wurde. Neben der S-Bahn ist Erkner auch durch die Regionalbahn RE 1 mit Berlin verbunden, außerdem verbindet der BVG-Bus 161 den Ort mit der brandenburgischen Gemeinde Schöneiche und den Berliner Ortsteilen Rahnsdorf, Wilhelmshagen und Hessenwinkel. Beim Nahverkehr könnte man noch etwas aufholen. „Nach 19 Uhr kommt man vom Bahnhof nicht mehr weg. Wir verhandeln mit dem Landkreis, um den Busverkehr in Erkner und zu den Nachbargemeinden zu verbessern“, erklärt Bürgermeister Pilz.

Erkner verfügt über eine Grundschule, eine Oberschule und ein Gymnasium, für die jüngeren Einwohner gibt es fünf Kitas. Der Fußballverein EFV Erkner 1920 spielt in der Landesliga, seit 1992 gibt es auch den American-Football-Klub Erkner Razorbacks.

In Erkner gibt es mehrere Museen, darunter ein Heimatmuseum (Heinrich-Heine-Straße 17) und die Villa Lassen, in der seit 1987 das Gerhart-Hauptmann-Museum (Gerhart-Hauptmann-Straße 1) eine Heimat gefunden hat. Hauptmann war 1885 wegen der besseren Luft von Berlin nach Erkner gezogen, lebte hier vier Jahre und schrieb hier seine ersten Erzählungen, darunter „Bahnwärter Thiel“. Erkner gilt auch als Wiege der Kunststoffe. Hier wurde ab 1910 der vom belgischen Chemiker Leo Baekeland entwickelte Kunststoff Bakelit produziert.

Die Zusammenarbeit zwischen Erkner und den Berliner Nachbarn gilt als gut. Bürgermeister Oliver Igel hat seinen im März ins Amt gewählten Kollegen bereits besucht. "Und mich schon zur Bürgermeisterregatta auf dem Langen See eingeladen“, erzählt Henryk Pilz.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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