Gemeinschaftsgarten Himmelbeet fürchtet Verdrängung durch Oliver Kahns Fußballschule

Seit 2013 gibt es den Gemeinschaftsgarten Himmelbeet an der Ruheplatzstraße. Nachbarn beackern dort 170 Pachtbeete und bauen Obst, Gemüse oder Kräuter an. | Foto: Dirk Jericho
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Wedding. Auf dem Gelände des Gemeinschaftsgartens Himmelbeet an der Ruheplatzstraße 12 soll Deutschlands erstes Fußball-Bildungszentrum entstehen. Die Kiezgärtner haben Angst, dass sie sich vom Acker machen müssen

Dort wo seit fünf Jahren die Gartenfreunde in Hochbeeten Tomaten und Basilikum ziehen, sollen ab 2019 sechs Fußballtore stehen. Der Verein Amandla EduFootball e.V. will dort drei Fußballfelder und ein Bildungszentrum errichten. Das sogenannte Safe-Hub – unterstützt von der Oliver-Kahn-Stiftung – wäre das erste in Deutschland. Der Torwart-Titan finanziert bereits drei solcher Fußball-Bildungszentren in Südafrika.

Das Bezirksamt ist seit Bekanntwerden der Pläne 2015 begeistert, dass im Brennpunktkiez ein deutschlandweit einzigartiges Vorzeigeprojekt für benachteiligte Kids entstehen soll. Im Weddinger Safe Hub geht es nicht nur um die integrative Kraft des Sports, sondern auch um Bildung, Nachhilfeangebote, Traumaberatung für geflüchtete Jugendliche und vieles mehr. Auch eine Jobcenter-Dependance ist geplant.

Zum Sport-, Sozial- und Bildungsprojekt passt auch der Gemeinschaftsgarten Himmelbeet, der seit fünf Jahren die einstige Bezirksbrache als Zwischennutzung beackert. Gemeinsam mit dem Bezirksamt und Amandla wollen die Kiezgärtner dort ein Green Urban Lab (GUL) errichten. Das Modellprojekt wurde als eines von zwölf in Deutschland ausgewählt.

Dass das Bezirksamt nach der erfolgreichen Bewerbung den GUL-Antrag auf Förderung beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) noch nicht eingereicht hat, beunruhigt die Kiezgärtner. Sie befürchten, dass die bisherigen Absprachen, die Flächen gemeinsam mit dem Amandla-Fußballprojekt zu entwickeln, nicht eingehalten werden. Im Internet haben die Himelbeetler eine Petition mit dem Titel „Himmelbeet muss bleiben!“ gestartet. Mehr als 1500 Menschen haben den Protest innerhalb weniger Tage unterzeichnet.

Damit der Verein Amandla seine Safe-Hub-Planungen vorantreiben und die notwendigen Gelder vor allem von der Oliver-Kahn-Stiftung sichern kann, hat das Bezirksamt am 4. April beschlossen, Amandla in einem sogenannten letter of intent die Zusage zum Gesamtprojekt zu versichern. Johannes Rupp von der gemeinnützigen Himmelbeet GmbH sagt, dass dieser Vorvertrag das Aus für den Gemeinschaftsgarten bedeute. „Kein Vertrag über die Flächen ohne Himmelbeet“, so seine Forderung. Der bisherige Zwischennutzungsvertrag zwischen Bezirk und Himmelbeet läuft Ende 2017 aus. Der Bezirk will dem Amandla-Verein die gesamte Fläche ab 2018 per Erbbaurecht überlassen.

Die Pläne für das Gemeinschaftsprojekt Fußballschule und Kiezgarten sahen bisher vor, dass das Himmelbeet auf das Dach der zukünftigen Dreifachsporthalle kommt, die der Bezirk direkt zwischen der Oli-Kahn-Fußballschule und der Volkshochschule bauen will. Daran habe sich auch nichts geändert, versichert Sportstadtrat Carsten Spallek (CDU). Da die bezirkliche Sporthalle laut Spallek erst „in sechs bis acht Jahren“ gebaut wird, will er „gemeinsam mit Amandla und Himmelbeet kluge Lösungen finden“. Eine Idee ist, dass das Himmelbeet seine Pflanzkübel ein paar Meter Richtung Volkshochschule auf die Fläche zieht, auf der später die Turnhalle gebaut wird.

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte im Mai 2016 beschlossen, dass der Himmelbeet-Garten durchgehend existieren können muss. Frank Bertermann von den Grünen erinnerte beim „Mobilisierungstreffen“ der Kiezgärtner am 10. April daran, dass in dem BVV-Beschluss auch die Option genannt wird, den Himmelbeet-Gärtnern bis zu endgültigen Hallendach-Lösung die Fläche auf der gegenüberliegenden Seite der Schulstraße (ehemalige Passierscheinstelle) anzubieten.

Sportstadtrat Carsten Spallek trifft sich am 28. April mit Amandla und Himmelbeet, „um Fragen zum weiteren Vorgehen, insbesondere in Bezug auf Kooperationsmöglichkeiten und Einbindung/Umsetzung der unterschiedlichen Interessen auf dem Grundstück, zu erörtern“. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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