Von der Steinzeit bis zur DDR-Gründung
Heimatfreunde Weißensee veröffentlichen "Kleines historisches Ortslexikon"
Der Verein Weißenseer Heimatfreunde hat eine neue Publikation herausgegeben.Mit Unterstützung des Bildungsvereins am Kreuzpfuhl konnte er ein „Kleines historisches Ortslexikon“ fertigstellen und drucken lassen.
In diesem Buch findet sich eine „Zeittafel zur Geschichte des Ortsteils Weißensee“, die mit dem Paläolithikum (Ältere Steinzeit) beginnt und mit dem Jahr 1949 endet. Manch Leser wird sich wundern, dass die Zeittafel mit der Älteren Steinzeit beginnt. Natürlich gibt es aus dieser Zeit noch keine schriftlichen Überlieferungen. Aber 1956 wurde eine Feuersteinklinge aus dieser Zeit gefunden. Diese weist darauf hin, dass Weißensee bereits damals besiedelt war oder dass Menschen es zumindest durchstreiften.
Gleiches gilt für weitere archäologische Funde, die in dem Buch aufgelistet werden. Die meisten davon wurden zufällig entdeckt, erklärt Jürgen Kirschke. Er ist der Vorsitzende des Vereins Weißenseer Heimatfreunde und hat die Publikation in den vergangenen Monaten vorangetrieben. Deshalb sei es möglich, dass es jederzeit neue Funde gibt, die das Bild der ur- und frühgeschichtlichen Besiedelung Weißensees weiter ausfüllen können.
Erste Erwähnung 1313
Erstmals erwähnt wurde der Name „Weißensee“ in einer Urkunde über den Austausch von Gütern. Dieser fand 1242 zwischen den Markgrafen Johann I. und Otto III. statt. Allerdings lässt sich trotz Nennung des Namens kein eindeutiger Bezug zum heutigen Weißensee herstellen. Deshalb zählt als erste Erwähnung eine Urkunde aus dem Jahre 1313. Mit diesem Schriftstück tritt der Ritter Borchard Gruvelhut seine Rechte über vier Hufen am Dorf Weißensee an das Heiliggeist-Spital zu Berlin ab. Im Gegenzug soll das Spital sein und das Seelenheil seiner Familie vor allem durch Messen sichern.
Nach dieser ersten urkundlichen Erwähnung gab es über die Jahrhunderte immer wieder Schriftstücke, die die Zusammenstellung einer Zeitleiste zur Geschichte von Weißensee ermöglichten. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts nahm die Anzahl dieser Dokumente stetig zu.
Fundament des „Kleinen historischen Ortslexikons“ ist eine seit Jahrzehnten betriebene Forschung von Archäologen, Ortschronisten und anderen Historikern. Eine erste Ortschronik wurde bereits 1905 herausgegeben. Doch inzwischen gibt es viel mehr Wissen zur Geschichte Weißensees als vor 115 Jahren. Der bereits verstorbene Ortschronist Joachim Bennewitz und Rainer Kubatz begannen deshalb in den 1990er-Jahren mit der Zusammenstellung der heute vorliegenden Zeitleiste, bei der sie sich zum einen auf die 1905er Chronik, zum anderen auf neue Erkenntnisse stützten. Die Zeitleiste war bereits 1998 weitestgehend fertiggestellt. Vor allem wegen fehlendender finanzieller Mittel und Veränderungen nach der Fusion zum Großbezirk Pankow konnte das „Kleine historische Ortslexikon“ aber nicht gedruckt werden.
500 Exemplare gedruckt
An einer Überarbeitung und Aktualisierung der Zeitleiste arbeiten seit einigen Jahren immer wieder Joachim Bennewitz, Detlef Plöse, Dr. Regina Wösner und Michele Zemke, berichtet Jürgen Kirschke. Mit finanzieller Unterstützung des Bildungsvereins Kreuzpfuhl konnte die 116-seitige Publikation nun erstmals in einer Auflage von zunächst 500 Exemplaren gedruckt werden. „Dieses Buch ist zugleich unser Beitrag zum Jubiläum 100 Jahre Gründung von Groß-Berlin“, sagt Kirschke. An einer Fortführung von 1949 bis in die jüngere Vergangenheit wird bereits gearbeitet.
An Weißenseer Geschichte Interessierte erhalten das „Kleine historische Ortslexikon“ für zwölf Euro im Büro der Weißenseer Heimatfreunde in der Brotfabrik am Caligariplatz. Sprechzeit des Vereins ist Mittwoch von 15 bis 18 Uhr. Außerdem ist die Publikation beim Bildungsverein am Kreuzpfuhl in der Pistoriusstraße 24 und in der Albertinen Buchhandlung in der Berliner Allee 91 erhältlich.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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