Entdeckung eines geheimen Ortes: Fotograf erkundet ein fast vergessenes Areal

Thomas Mascher fotografierte in der ehemaligen Kasernenstadt Vogelsang. Für die Einladung zur Ausstellung fand er ein altes Vogelsang-Foto aus den 60er Jahren. | Foto: Bernd Wähner
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  • Thomas Mascher fotografierte in der ehemaligen Kasernenstadt Vogelsang. Für die Einladung zur Ausstellung fand er ein altes Vogelsang-Foto aus den 60er Jahren.
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Weißensee. „Vogelsang“ heißt die neue Ausstellung in der Galerie Emma. T. Dabei handelt es sich nicht, wie der Titel vermuten lässt, um ornithologische Impressionen, sondern um einen geheimen Ort im Norden von Berlin.

Fünf Jahre lang war der Fotograf Thomas Mascher immer wieder in Vogelsang, hat Fotos gemacht, von der einstigen Kasernenstadt zwischen Natur und Mauern. Nun stellt Mascher seine Eindrücke in A3-Format der Öffentlichkeit vor. Denn das Areal sei nicht nur spannend anzuschauen, es hat auch historischen Charakter.

„Vogelsang: Das war einer der größten Stützpunkte der Sowjetarmee in der ehemaligen DDR“, berichtet Mascher. „In einem Wald bei Zehdenick wurde ab 1954 ein riesiges Kasernengelände mit Flugplatz aufgebaut. Zu Hoch-Zeiten lebten hier bis zu 15 000 Menschen. Das waren nicht nur Soldaten. Viele Offiziere hatten ihre kompletten Familien mitgebracht.“ Nachdem die Russen Anfang der 1990er Jahre abzogen, erobert sich die Natur das Gelände Stück für Stück zurück. Gemeinsam mit dem holländischen Fotograf Jan Paul Jongepier machte sich der Weißenseer Fotokünstler auf, um das Kasernen-Gelände im Wald zu erkunden.

Das gesamte Areal ist natürlich von einer Mauer umgeben. Doch die Natur kennt keine Mauern. „Als wir erstmals vor dem Gelände standen, sahen wir Rehe und Hirsche“, so Mascher. „Wir beobachteten sie eine Weile. Dann entdeckten wir, dass sie durch eine Lücke in der Mauer auf das Kasernengelände verschwanden. Wir brauchten ihnen nur zu folgen.“ Was er gemeinsam mit seinem holländischen Begleiter hinter der Mauer entdeckte, begeistert jeden Fotografen, der den Charme morbider Gebäude mag. „Die Russen hatten hier eine komplette kleine Stadt mit aller nötiger Infrastruktur aufgebaut“, so der Künstler.

Hier gab es ein Theater, Schulen, Läden, ein Kino. Für die Versorgung waren Gewächshäuser aufgebaut worden. Sogar Ziegen wurden auf dem Gelände gehalten. „Die Tiere wurden offenbar zurückgelassen. Wir stießen bei unseren Erkundungen auf eine Herde von vierzig, inzwischen wild lebenden Tieren“, fährt er fort. „Alles ist nach dem Abzug der Russen stehen geblieben „Allerdings hält die Natur in alles Einzug.“ Gräser und Sträucher wuchern üppig. Aus dem Mauerwerk wachsen Sträucher und Bäumchen. Manche Gebäude nutzen Wildtiere als Unterschlupf.
All das hielt Thomas Mascher bei seinem ersten Besuch in Vogelsang mit der Kamera fest. Die Szenerie, in der Verfall und die Kraft der Natur die Hauptrolle spielen, faszinierte ihn so, dass er in den vergangenen Jahren mehrfach zu unterschiedlichen Jahreszeiten Vogelsang besuchte. Tausende Fotos entstanden. Eine Auswahl von dreißig zeigt der Künstler nun in der Galerie an der Lehderstraße 60.

Dort können Interessierte zu den Öffnungszeiten mit dem Weißenseer Künstler auch ins Gespräch über seine Erlebnisse in Vogelsang kommen. Die Ausstellung ist bis zum 3. Juli jeweils Dienstag bis Sonntag von 10 bis 19 Uhr geöffnet.

BW
Thomas Mascher fotografierte in der ehemaligen Kasernenstadt Vogelsang. Für die Einladung zur Ausstellung fand er ein altes Vogelsang-Foto aus den 60er Jahren. | Foto: Bernd Wähner
Thomas Mascher fotografierte in der ehemaligen Kasernenstadt Vogelsang. | Foto: Bernd Wähner
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Bernd Wähner aus Pankow

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