Seit 35 Jahren betreibt Anita Seyfert-Kreyßner an der Weißenseer Spitze das Kunststübchen

Anita Seyfert-Kreyßner ist stolz, dass im Ehrenkranz auf der Schaufensterscheibe jetzt eine 35 steht. | Foto: Bernd Wähner
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Weißensee. Anita Seyfert-Kreyßner kennt den Kiez aus dem Effeff. Seit Jahrzehnten lebt und arbeitet sie dort. Im vierten Teil der Serie „Unser Kiez – rund um die Weißenseer Spitze“ erzählt sie, wie sich um ihren Laden viel veränderte und wo die Entwicklung hingehen könnte.

Seit September steht eine 35 im Ehrenkranz auf dem Schaufenster. So viele Jahre betreibt Anita Seyfert-Kreyßner mit ihrem Mann Hans-Peter nun schon das Weißenseer Kunststübchen. Sie ist sichtlich stolz auf diese Zahl. Kein Wunder: In anderen Geschäften wechselten alle paar Jahre die Inhaber. Sie ist indes eine der wenigen Konstanten im Kiez. Man kennt sie, und man mag sie.

"Den Laden übernehmen wir"

„Wir begannen hier am 1. September 1980“, erinnert sich Frau Seyfert, wie sie die meisten im Kiez nennen. Sie war zuvor als Erzieherin in einer Kita beschäftigt. „Ich holte mir aus dem Kunstgewerbeladen, den meine Vorgängerin hier betrieb, sehr oft Material. In dem Laden fühlte ich mich wohl, und in der Kita bastelten wir viel.“

Als ihr die Inhaberin mitteilte, dass sie in Rente geht, fackelte Anita Seyfert-Kreyßner nicht lange. „Mein Mann und ich entschieden, dass wir den Laden übernehmen.“ Sie lässt keinen Zweifel daran, es nie bereut zu haben.

Dem Weißenseer Kunststübchen drückte Anita Seyfert-Kreyßner ihren eigenen Stempel auf. Ihr war klar, dass man sich bewegen muss, um den Kunden Qualität anbieten zu können. „Zu DDR-Zeiten waren wir viel auf Messen unterwegs. Da knüpften wir gute Kontakte zu den Firmen. Diese persönlichen Kontakte führten dazu, dass wir immer gut und mit Topware beliefert wurden. Das sprach sich herum, und unser Kundenstamm wuchs.“

Kunsthandwerk und Confiserie

Dieses Engagement half auch in der Wendezeit und weit darüber hinaus. „Noch heute kommen viele Kunden, die schon zu DDR-Zeiten bei uns kauften. Aber es kommen inzwischen auch viele aus den westlichen Bezirken. Unser Laden hat sich berlinweit herumgesprochen.“ Und womit begeistert sie ihre Kunden? „Wir haben manuell gestaltete kunsthandwerkliche Artikel und handgefertigte Confiseriewaren“, fasst Frau Seyfert in wenigen Worten ihr Angebot zusammen. „Bei uns gibt es Keramik, Porzellan, Textilien, Sachen aus Holz und Metall. Das mit der Confiserie kam erst später hinzu.“

Dass sich das Weißenseer Kunststübchen bis heute hielt, grenzt an ein kleines Wunder. Ringsum gibt es kein weiteres Geschäft, das sich so lange behaupten konnte. „Das liegt sicher daran, dass wir eine Nische gefunden haben. Auch die Beratung und die Art der Bedienung spielt sicher eine Rolle“, überlegt Anita Seyfert-Kreyßner. „Ich finde es traurig, dass im Laufe der Jahre so viele Läden dicht machten. Heute gibt es viele Discounter, die fast alles anbieten. Da macht im Kiez leider kaum noch einer ein Fachgeschäft auf. Das ist schade“

Nur in der Gemeinschaft

Trotzdem hofft die rührige Geschäftsfrau, dass es mit der Gustav-Adolf-Straße und ihrem Teil der Langhansstraße in absehbarer Zeit wieder aufwärts geht. „Hier sind in den vergangenen Jahren viele junge Leute hergezogen, auch viele Künstler. Das sind nette Leute, man passt aufeinander auf und hält im Kiez zusammen. Vielleicht gelingt es mit denen, die Weißenseer Spitze voranzubringen. Aber das geht nur zusammen, in der Gemeinschaft.“

Anita Seyfert-Kreyßner will auf jeden Fall dabei mithelfen. Sie ist Mitglied im neugegründeten Verein Weißenseer Spitze. „Damit mehr Flair in die Straße kommt, müssen wir mit Aktionen immer wieder auf uns aufmerksam machen“, sagt sie. Ans Aufhören denkt Frau Seyfert, die im Kiez auch wohnt, noch nicht. Sie ist zwar in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden, aber sie braucht ihren Ladens. Vor allem aber braucht sie den Kontakt zu ihren Kunden und den Menschen im Kiez. Das ist ihr Lebenselixier. BW

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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