Nur drei überlebten
Stolpersteine für jüdische Familie vor der Falkenberger Straße 12 verlegt

Nach der Verlegung der Stolpersteine legten viele Teilnehmer der Veranstaltung Rosen an den kleinen Gedenktafeln nieder. | Foto: Wohnungsgenossenschaft WEISSENSEE eG
3Bilder
  • Nach der Verlegung der Stolpersteine legten viele Teilnehmer der Veranstaltung Rosen an den kleinen Gedenktafeln nieder.
  • Foto: Wohnungsgenossenschaft WEISSENSEE eG
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Vor dem Haus an der Falkenberger Straße 12 befinden sich jetzt elf neue Stolpersteine. Verlegt wurden sie vom Künstler Gunter Demnig in Erinnerung an die Familie Stenschewski.

Und als Ehrengast zur Verlegung konnten die Anwesenden den Enkel Alex Stenschewski begrüßen. Stolpersteine kleine plflastersteingroße Denkmäler mit einer Messingplatte, die vor der letzten bekannten Wohnadresse von Opfern der NS-Zeit in den Gehweg eingesetzt werden. Seit 1992 hat Gunter Demnig circa 70 000 Stolpersteine 1265 deutschen Kommunen und in 21 Staaten Europas verlegt. Damit entstand das mittlerweile größte dezentrale Mahnmal der Welt.

Teil dieses Mahnmals sind nun auch die elf Steine vor der Falkenberger Straße 12 auf einem Grundstück der Wohnungsgenossenschaft Weißensee. Sie erinnern an elf Mitglieder der Familien Aron und Alex Stenschewski, die von den Nationalsozialisten zwischen 1942 und 1944 deportiert und ermordet wurden.

Als die Familien Stenschewski dort wohnten, befand sich das Haus noch an der Hohenschönhausener Straße 84. Erst in den 70er-Jahren erhielt die Straße ihren heutigen Namen. Die Familie von Alex Stenschewski kam 1939 aus dem polnischen Lauenburg nach Berlin. Dort gab das Familienoberhaupt wegen der Repressionen gegen Juden sein gut gehendes Herrenkonfektionsgeschäft auf.

Aron Stenschewski lebte mit seiner Familie bereits seit 1930 in Berlin. Auch er war zunächst als Kaufmann in der Buschallee 80 gemeldet. Später war er kaufmännischer Angestellter, und ab September 1941 sind er und Mitglieder seiner Familie als Friedhofswarte auf dem Friedhof der jüdischen Gemeinde Adass Jisroel an der Wittlicher Straße geführt.

Am 3. Oktober 1942 wurde als erstes Familienmitglied die Mutter von Alex Stenschewski, Henriette Brie, nach Theresienstadt deportiert. Bis September 1944 erfolgte dann die Deportation fast aller anderen Familienmitglieder. Die Großfamilie Stenschewski umfasste mindestens 55 Angehörige. Sie wurde nahezu ausgelöscht. Nur zwei Angehörige konnten bereits 1934 emigrieren. Und nur Egon Stenschewski, der Sohn von Alex, überlebte den Holocaust. Er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Schweden aufgenommen. Dort kam auch sein Sohn zur Welt, den er in Erinnerung an seinen Vater Alex nannte.

Die Koordinierungsstelle für das Verlegen der Stolpersteine in Berlin hatte sich im April mit dem Anliegen an die Wohnungsgenossenschaft gewandt, ob sie die Verlegung und die Finanzierung der Stolpersteine für die Familie Stenschewski unterstützen könne. Aufsichtsrat und Geschäftsleitung brauchten nicht lange zu überlegen - und sagten zu.

An der Verlegung der elf Stolpersteine für die Familie Stenschewski nahmen nun nicht nur die Bewohner des Hauses sowie Aufsichtsrat und Geschäftsleitung der Wohnungsgenossenschaft Weißensee teil. Auch Schüler des OSZ Gastgewerbe an der der Buschallee, Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde und andere Weißenseer begleiteten die Veranstaltung.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

84 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 504× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 809× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben beeinträchtigen? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen!  | Foto: Adobe

Quälen Sie sich nicht länger
Infoabend zum künstlichen Hüftgelenk

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben beeinträchtigen? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen führen. Erfahren Sie, wie die schonende...

  • Reinickendorf
  • 24.02.24
  • 1.218× gelesen
  • 1
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben beeinträchtigen? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen!  | Foto: Adobe

Quälen Sie sich nicht länger
Infoabend zum künstlichen Hüftgelenk

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben beeinträchtigen? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen führen. Erfahren Sie, wie die schonende...

  • Reinickendorf
  • 24.02.24
  • 1.218× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.