Seit zehn Jahren ermöglicht das Haus Reichwein Urlaub trotz Behinderung
Westend. Wenn sie das Fernweh packt, können Menschen mit Behinderungen nicht einfach so verreisen. Finanzielle und bauliche Hürden stehen dem Urlaubsglück allzu oft im Weg. Aber seit zehn Jahren empfiehlt sich das Gästehaus Rosemarie Reichwein als Sorgloslösung.
In einer verschwiegenen Straße am Fuße des Teufelsbergs findet die Reiselust endlich ein passendes Ziel. Hier grüßt am Ende eines Gartens die helle Fassade des Reichwein-Hauses Menschen, die es in Sachen Urlaub immer noch schwer haben. So sehr Barrierefreiheit und Pflegebedürftigkeit in vielen Bereichen des Stadtlebens ein Thema sind, so viele Unwägbarkeiten behindern den Tourismus.
Lift, Duschstuhl, Pflegebett
Und darum dieses Gästehaus, das die Lage für Menschen mit Behinderungen ein wenig besser macht. 2007 von der Spastikerhilfe Berlin eröffnet und nach der Gründerin dieser Organisation benannt, steht das Anwesen in der Kranzallee 36 Freizeit- und Geschäftsreisenden offen. Ob man nun die Messe Berlin besuchen will, den Teufelsberg oder den Olympiapark – 16 Zimmer dienen als Ausgangspunkt und Rückzugsort im Grünen. Lifte, Duschstühle, Pflegebetten, das sind Merkmale, bei denen die meisten anderen Herbergen passen müssen.
Vor zehn Jahren sorgte der finanzielle Beistand der DKLB-Stiftung und der Aktion Mensch dafür, dass die Spastikerhilfe südlich der Flatowallee bauen konnte. „Diese Entscheidung war richtig und gut, auch wenn wir nicht immer ausgelastet sind“, erklärte Vorstandsmitglied Renate Hoffmann nun bei einem Empfang zum Jubiläum. Und sie drängte darauf, dass die Gleichberechtigung in Sachen Tourismus weiter zunimmt: „Wir müssen es dahin bringen, dass Menschen mit Behinderung ein Aufenthalt in der Stadt erleichtert wird.“ Noch immer liegt es an Einzelfallentscheidung der Pflegekasse und finanziellen Zuschüssen der Verwandten, ob, wohin und wie behinderte Menschen in Deutschland reisen können. Und längst nicht immer empfinden die Reiselustigen das System als gerecht.
Übliche Touristentour
Zwar versuchen Anbieter wie die Lebenshilfe oder die Fürst-Donnersmarck-Stiftung hauptsächlich mit Busreisen die Welt erfahrbar zu machen. Aber ob Behinderte daheim bleiben oder in die Ferne schweifen, bleibt trotz solcher Profession eine Frage des Glücks. Dabei wird Berlin auch für sie mehr und mehr zum Sehnsuchtsort. So spulen Handicap-Reisende laut Birgit Stennert zumeist das gleiche Programm ab wie alle anderen Besucher auch: „Es ist das typische Sightseeing“, erklärt Hoffmann die gar nicht so ungewöhnliche Vorlieben. Fernsehturm, Reichstag, Gedächtniskirche – das zieht immer. „Wir unterstützen unsere Gäste bei ihrem Aufenthalt. Aber ihr Programm gestalten sie selbst, ganz nach Belieben.“ tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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