Gewerbe statt Wohnungen?
Bezirksamt lässt Nutzungsalternativen am Wilhelmsruher Tor prüfen

Statt Wohnungen soll auf der bisherigen Gewerbefläche an der Kopenhagener Straße 96 wieder ein Gewerbestandort entstehen. Das wird jedenfalls geprüft. | Foto: Bernd Wähner
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  • Statt Wohnungen soll auf der bisherigen Gewerbefläche an der Kopenhagener Straße 96 wieder ein Gewerbestandort entstehen. Das wird jedenfalls geprüft.
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Diese Nachricht überraschte Anfang des Jahres viele, die sich damit befassten: Am Wilhelmsruher Tor darf nach Stand der Dinge kein Wohnungsbau stattfinden.

Dabei wurde bereits seit Jahren an diesem Projekt geplant. Zuletzt war von 400 Wohnungen die Rede, die ein Investor an der Kopenhagener Straße 96, unweit des S-Bahnhofs Wilhelmsruh, errichten wollte. Damit dieses Vorhaben auf der einstigen Gewerbefläche umgesetzt werden kann, wurde das Bebauungsplanverfahren 3-18 gestartet.

Im Zuge der sogenannten „Beteiligung Träger öffentlicher Belange“ kam dann aber der Hinweis, dass vertiefende Untersuchungen zur Geruchsimmission stattfinden müssten. An der Flottenstraße im Nachbarbezirk Reinickendorf hätten in einem Gewerbebiet geruchsintensive Betriebe ihren Sitz. Deren Betrieb sei dort zwar genehmigt, aber möglicherweise komme es zu einer Geruchsbelästigung, die mit einer Wohnbebauung in der Nähe nicht vereinbar ist. Diese Vermutung bestätigte dann ein Gutachten. Es stellte sich heraus, dass die Immissionswerte der Geruchsimmissionsrichtlinie teils deutlich überschritten werden. Aus diesem Grund werde laut Gutachten eine Wohnnutzung auf dieser Fläche nicht empfohlen.

Der Bezirk kann allerdings auch kaum etwas gegen die Gerüche unternehmen. Die Industrieanlagen an der Flottenstraße entsprechen nach Auskunft der zuständigen Senatsverwaltung dem derzeitigen Stand der Technik und alle Genehmigungen zum Betrieb der betreffenden Industrieanlagen liegen vor. Deshalb gibt es auch keine gesetzliche Grundlage, dagegen etwas zu unternehmen. Das Gewerbegebiet sei planungsrechtlich gesichert und die Betriebe dort lange ansässig, berichtet Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/ Die Grünen). Hinzu kommt, dass die Gerüche aus sogenannten diffusen Quellen stammen. Das heißt, es lässt sich nicht genau ermitteln, welche Betriebe an der unangenehmen „Duftwolke“ beteiligt sind.

Doch wie soll es nun mit dieser Baufläche und dem Bebauungsplanverfahren weitergehen? Das erfragte CDU-Fraktionschef Johannes Kraft mit einer Kleinen Anfrage beim Bezirksamt. Das Büro für Wirtschaftsförderung habe in enger Abstimmung mit dem Stadtentwicklungsamt die Erstellung einer städtebaulichen Machbarkeitsuntersuchung und eines Nutzungskonzepts für eine gewerbliche Entwicklung am Standort Wilhelmsruher Tor öffentlich ausgeschrieben, erfuhr er aus dem Bezirksamt.

Weil Wohnungsbau offensichtlich nicht möglich ist, werden nun Nutzungsalternativen für die Fläche geprüft. Untersucht werden solle unter anderem, ob dort ein moderner Büro-, Dienstleistungs- und Gewerbestandort entstehen könne, heißt es aus dem Bezirksamt. Viele Wilhelmsruher sehen das aber anders. Sie wünschen sich, dass weiterhin Wohnungen auf der Fläche entstehen und stattdessen etwas gegen die Geruchsbelästigung unternommen wird. Denn davon sind auch diejenigen betroffen, die in der Nachbarschaft der Kopenhagener Straße 96 bereits wohnen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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