Ein Himmel voller Gitarren
Cantomano-Museum in Wilhelmsruh spiegelt 140 Jahre Geschichte des Saiteninstruments wider

Stefan Schwenteck baute in den vergangenen fünf Jahren ein Gitarren-Museum in Wilhelmsruh auf. | Foto: Bernd Wähner
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Dieser Tage geht ein Museum der ganz besonderen Art an den Start: das „Cantomano – Museum der akustischen Gitarren“.

Eingerichtet wurde es in den vergangenen fünf Jahren mit unglaublichem Fleiß und viel Liebe zum Detail von Stefan Schwenteck. Der 54-Jährige ist nicht nur ein begnadeter Gitarrist, sondern auch leidenschaftlicher Sammler historischer Gitarren. „Alles begann vor 30 Jahren“, erinnert sich der Wilhelmsruher. „Seinerzeit entdeckte ich auf einem Trödelmarkt ein altes Instrument. Ich nahm es für 20 D-Mark mit, repariertes es und hielt dann weiter Ausschau nach alten Instrumenten. Schon bald hatte ich fünf, dann zehn, und so wuchs meine Sammlung weiter.“

Das Interesse an alten Gitarren kommt nicht von ungefähr. Schwenteck studierte in den 90er-Jahren an der Magdeburger Musikhochschule klassische Gitarre. Heute arbeitet er als Musikschullehrer. Und im Laufe der Jahre entwickelte er sich nebenbei zu einem versierten Restaurator. „Die meisten alten Gitarren haben kleine, manche sogar recht umfangreiche Schäden“, weiß er. So tauchte er in die Welt der Instrumentenbauer ein. Neben Fachliteratur besuchte er Meister ihres Faches, um von ihnen zu lernen. Manches musste er aber auch selbst erforschen: Zum Beispiel welchen Leim man verwendet, damit der Klang der Gitarre erhalten bleibt und wie man selbst Ersatzteile anfertigt. So entwickelten sich im Laufe der Jahre auch europaweite Kontakte zu „anderen Verrückten, die sich ebenfalls mit diesem Hobby intensiv beschäftigen“, so Schwenteck.

Fast alle Gitarren, die er im Laufe der Jahre restaurierte, sind heute spielbar. „Das ist für mich als Musiker sehr wichtig“, sagt er. „Aber ebenso wichtig ist mir, nicht alles perfekt zu restaurieren. Man soll ruhig immer noch die Spuren früherer Musiker sehen.“ Seine Werkstatt richtete sich der Sammler in einem Nebengebäude am Haus der Familie in der Kurze Straße 2 ein. In den Nebenräumen brachte er seine Gitarrensammlung unter. Nicht nur Gitarren, auch Lauten und Mandolinen hängen dort inzwischen.

Als der Berliner-Woche-Reporter den Gitarrensammler das letzte Mal vor sechs Jahren besuchte, meinte er, dass diese Sammlung doch öffentlich zugänglich sein sollte. „Daraufhin begann ich zu überlegen, wie ich das am besten machen könnte“, sagt Schwenteck lächelnd. In ihm reifte die Idee, ein Gitarren-Museum zu eröffnen. Seinen Recherchen nach gibt es in Schweden zwar bereits ein privates Museum für E-Gitarren, aber für akustische Gitarren findet sich offenbar in ganz Europa noch nichts Derartiges.

So begann der Wilhelmsruher vor fünf Jahren, das Nebengelass auf dem Grundstück zu einem Museum mit fünf Räumen und entsprechendem Interieur umzubauen. An den Wänden hängen nun etwa 290 Gitarren aus der Zeit ab 1790. Und die jüngste Gitarre ist von 1930. Danach hat sich die akustische Gitarre, auch gesellschaftspolitisch bedingt, kaum weiterentwickelt, meint der Fachmann. Zu bewundern sind Gitarren aus Süddeutschland, Wien, Italien, Frankreich, Spanien und England. Cantomano nennt Schwenteck das dazugehörige Internetportal, weil es aus dem Lateinischen übersetzt so viel heißt wie „Gesang der Hände“.

Ein Museum soll natürlich auch besucht werden. Weil Stefan Schwenteck hauptberuflich als Musiklehrer arbeitet und die Instrumente natürlich für ihn wertvoll sind, hat er sich dafür ein System ausgedacht. Er bietet nach Anmeldung pro Termin für bis zu sieben Besucher Führungen von etwa einer Stunde durch sein Gitarren-Museum an. Die Teilnehmer erhalten vom Fachmann nicht nur fundierte Informationen zu den Ausstellungsstücken und zur Musikgeschichte, sie dürfen auch einzelne Instrumente in die Hand nehmen und spielen. Wer dieses besondere Museum besuchen möchte, meldet sich auf www.cantomano.de an und vereinbart einfach einen Termin.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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