Mehrere Initiativen kämpfen in Wilhelmsruh für eine verkehrsberuhigte Hauptstraße

Die Hauptstraße wird von vielen vor allem als Durchgangsstraße genutzt. | Foto: Bernd Wähner
4Bilder
  • Die Hauptstraße wird von vielen vor allem als Durchgangsstraße genutzt.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Wilhelmsruh. Der Senat hat offenbar noch keine Idee, wie man durch Verkehrsberuhigung die Attraktivität der Hauptstraße erhöhen kann. So interpretieren Anwohner die Absagen von Einladungen zu einer Bürgerversammlung seitens des Senats.

Die Hauptstraße ist eigentlich die Einkaufsmeile im Ortsteil. Sie hat einen breiten Gehweg, und es könnte durchaus eine abwechslungsreiche Ladenzeile geben. Aber kaum einer will dort entlang flanieren. Der stetig rollende Verkehr stört erheblich. Die Hauptstraße wird von vielen nur als Durchgangsstraße genutzt.

Und da beißt sich die Katze in den Schwanz. Zu wenige Wilhelmsruher gehen in der Hauptstraße einkaufen. Sie fahren lieber ins Märkische Viertel oder nach Pankow. Das führt dazu, dass immer wieder Läden schließen müssen, weil sie zu wenige Einnahmen haben. Und weil das Angebot ausgedünnt ist, kommen noch weniger Wilhelmsruher dorthin zum Einkaufen.

Gewerbetreibende und engagierte Wilhelmsruher sind sich einig: Zunächst muss man das Verkehrsproblem in den Griff bekommen. Dann wird sich auch Stück für Stück die Einkaufs- und Lebensqualität verbessern. Damit sich engagierte Anlieger zu diesem Thema austauschen können, lud die Linken-Politikerin Eveline Lämmer zu einer Bürgerversammlung in die Aula des Horts Eins ein.

Nicht nur Anlieger, auch Vertreter des Senats wurden zu dieser Zusammenkunft ausdrücklich eingeladen. „Ich bemühte mich sehr intensiv um die Teilnahme von Experten aus der Verwaltung. Leider erhielt ich fünf Absagen“, so Eveline Lämmer. „Auch das Angebot, ein schriftliches Statement zur Verfügung zu stellen, wurde abgelehnt.“ Lars Klinkmüller, der ein Wilhelmsruher Urgestein ist und die Bürgerversammlung leitete, kommentiert: „Das zeigt uns einmal mehr, welchen geringen Stellenwert die Probleme der Randortsteile offenbar in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung haben.“

Umso lebhafter war allerdings die Diskussion auf der Bürgerversammlung. Es zeigte sich, dass es bereits mehrere Initiativen gibt, die sich um die Lösung von Verkehrsproblemen und die Steigerung der Attraktivität der Hauptstraße bemühen.

So gründeten Michael Scheibner-Aden und Patrik Schöneborn zum Beispiel eine Nachbarschaftsinitiative gegen den Verkehrslärm auf der Hauptstraße zwischen Kopenhagener und Möllersfelder Straße. Sie sammelten binnen kurzer Zeit 200 Unterschriften für Tempo 30 auf der Hauptstraße. Die schickten sie an den Senat. „Wir bekamen zwei Zwischenbescheide, aber mehr nicht. Wir fühlen uns von der Verwaltung hingehalten.“

Hingehalten fühlen sich auch André Lohmar und die Mitstreiter seiner Anlieger-Initiative. Diese setzen sich bereits seit 2012 für eine Lärmreduzierung auf der Hauptstraße sowie die Einrichtung einer verkehrsberuhigten Zone an der Kreuzung Haupt- und Schillerstraße ein. Messungen ergaben, dass diese Forderung zu Recht besteht. Zu allen Tageszeiten werden die Höchstwerte überschritten. „Außer einem umfangreichen Schriftverkehr hat sich bisher noch nichts getan“, sagt André Lohmar.

Der Autoverkehr im gesamten Ortsteil könne reduziert werden, wenn der Bus der Linie 122 jederzeit, auch am Wochenende, in einem kürzeren Takt fahren würde, ist sich Anke Lobmeyer sicher. Dann würden viele Menschen eher Bus als Auto fahren. Deshalb initiierte die Anwohnerin eine entsprechende Initiative. Sie sammelte 800 Unterschriften, die sie demnächst der BVG oder dem Senat übergeben will. Auch eine Initiative von Gewerbetreibenden entlang der Hauptstraße sowie der Verein „Leben in Wilhelmsruh“ setzen auf Verkehrsberuhigung an der Hauptstraße und auf ein Verkehrskonzept für den ganzen Ortsteil.

Weil alle Bemühungen bislang keinen Erfolg brachten, schlägt Eveline Lämmer vor, die Kräfte aller Initiativen zu bündeln. Die Bürgerversammlung versteht sie als Bestandsaufnahme der Situation und als eine Möglichkeit zum Kennenlernen der Akteure. Demnächst soll es ein Folgetreffen geben, auf dem dann das gemeinsame Vorgehen besprochen werden soll. BW

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

83 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 91× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 105× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.455× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.