Noch lässt die Verlängerung der Heidekrautbahn auf sich warten

Die Züge der Heidekrautbahn haben ihren Berliner Haltepunkt zurzeit in Karow. | Foto: Bernd Wähner
3Bilder
  • Die Züge der Heidekrautbahn haben ihren Berliner Haltepunkt zurzeit in Karow.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Wilhelmsruh. Die Berliner Politik hatte eigentlich bereits Weichen gestellt: Die frühere Stammstrecke der Heidekrautbahn soll reaktiviert und bis nach Gesundbrunnen verlängert werden.

Die Umsetzung dieses Vorhaben schrieben Berliner SPD und CDU sogar in ihrem Koalitionsvertrag fest. Die aktuelle Legislaturperiode geht zu Ende, umgesetzt ist dieses Vorhaben bis heute nicht. Wie ist der aktuelle Stand? Um diese und weitere Fragen ging es auf einer Bürgerversammlung in Wilhelmsruh. Vor allem dieser Ortsteil wird von der Umsetzung des Vorhabens betroffen sein.

Deshalb lud Eveline Lämmer, Direktkandidatin der Linkspartei für das Abgeordnetenhaus, Vertreter der Bürgerinitiative, Wilhelmsruher und Detlef Bröcker ein. Letzterer ist Geschäftsführer der Niederbarnimer Eisenbahn AG (NEB). Diese ist Betreiberin der Heidekrautbahn. Die Bahnlinie verbindet Berlin mit dem nördlichen Umland. Ihren Berliner Endhaltepunkt hat sie derzeit am S-Bahnhof in Karow.

Die Heidekrautbahn gehört zu den ältesten Kleinbahnen Deutschlands. Gegründet wurde die NEB bereits im Jahre 1900. Weil sie von vielen Berlinern für den Ausflugsverkehr genutzt wurde, erhielt sie den Spitznamen „Heidekrautbahn“. Die NEB musste 1950 fast ihr gesamtes Eigentum sowie die Betriebsrechte an die Deutsche Reichsbahn übergeben. Aber 1998 konnte sie die Eisenbahninfrastruktur wieder übernehmen. Seit Jahren plant sie, ihr Streckennetz von Basdorf bis nach Wilhelmsruh zu reaktivieren. Außerdem möchte die NEB ihre Züge bis nach Gesundbrunnen weiterfahren lassen.

Doch Anlieger befürchten eine damit verbundene Lärmbelastung und Erschütterungen ihrer Häuser. Eveline Lämmer betont, dass es den Bürgern nicht darum gehe, die Wiederinbetriebnahme der Heidekrautbahn zu verhindern. Vielmehr möchten sie ihre Belange bei den Planungen berücksichtigt wissen. Damit Anwohner und Interessierte ganz unmittelbar mit einem Projektverantwortlichen ins Gespräch kommen können, hatte Eveline Lämmer die Idee, NEB-Geschäftsführer Detlef Bröcker einzuladen. Dieser fasst den aktuellen Sachstand zusammen: „Es gibt keine politische Entscheidung und keinen Termin für die Planung und den Bau der Strecke. Wir kämpfen auf zwei Gleisen mit Berlin und Brandenburg, Länder die sich nicht einigen können.“ Es ginge in erster Linie um die Finanzierung.

Dennoch möchten die Anwohner der Bahnstrecke genau wissen, welche Maßnahmen die NEB für den Schall- und Erschütterungsschutz plant. „Wir haben für bestimmte Streckenabschnitte Gutachten erstellen und dort beide Parameter messen lassen“, so Detlef Bröcker. Er lehnt den Bau einer hohen Schallschutzmauer ab und schlägt stattdessen andere geeignete Lärmschutzeinrichtungen vor.

Lars Klinkmüller von der Bürgerinitiative sagte: „Goldene Worte hören wir gern. Allerdings ist die NEB rechtlich nicht verpflichtet, zusätzliche Maßnahmen zum Schall- und Erschütterungsschutz zu ergreifen, weil die Strecke seit 1946 als planfestgestellt gilt. Die zuständige Senatsverwaltung teilte sogar mit, dass die Anlieger selbst für Schall- und Erschütterungsschutz zu sorgen hätten, wenn sie ihre Wohngebäude zu nahe an der Bahntrasse errichtet hätten. Kurzum, wie verlässlich sind die hier von der NEB gemachten Aussagen?“

Bröcker sicherte zu, dass die Detailplanungen mit den jeweils Betroffenen abgestimmt werden. Sören Benn von der Linkspartei, selbst Wilhelmsruher, fragte genau nach. „Die Schall- und Lärmschutzmaßnahmen kosten natürlich zusätzlich Geld. Wenn die Kosten nicht Bestandteil möglicher öffentlicher Fördermittel sind, wie wollen Sie dann die Umsetzung realisieren?“ Detlef Bröcker optimistisch: „Lärmschutzmaßnahmen werden von den Ländern als Fördermittelgeber sicher als Notwendigkeit betrachtet. Falls nicht, wird die NEB eine andere Lösung der Finanzierung finden“.

Nach den Ausführungen des NEB-Geschäftsführers fordern die Teilnehmer der Bürgerversammlung von der Landespolitik, endlich eine Entscheidung zu treffen. Die Pankower BVV hatte bereits einstimmig den Beschluss gefasst, dass die Strecke der Heidekrautbahn wieder voll befahrbar sein soll. BW

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 120× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 910× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 580× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.078× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.967× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.