Kündigungen sind zurückgezogen
"Zur Traube" bleibt offen

Die Gewerbemieter im Fachwerkhaus an der Pichelsdorfer Straße können erst mal bleiben. Sie bekamen vom Eigentümer jetzt überraschend ihre Mietverträge verlängert.

Statt einer Räumungsaufforderung haben die Gewerbemieter im Fachwerkensemble an der Ecke Pichelsdorfer und Weißenburger Straße jetzt neue Ein-Jahres-Verträge bekommen. Konkret sind das die Kiezkneipe „Zur Traube“, der Friseur und das Traditionsgeschäft Zigarren-Lüdicke.

Die frohe Nachricht gab die Wählergemeinschaft soziales Spandau (WisS) jetzt bekannt. „Wir freuen uns, dass neun Arbeitsplätze zumindest für ein weiteres Jahr erhalten blieben“, sagte Jürgen Kessling, erster Vorsitzender der WisS. Für Andreas Wagner, Inhaber des Tabakwarengeschäftes kommt die Nachricht allerdings zu spät. Aus persönlichen Gründen, und weil er wichtige Lieferantenverträge bereits gekündigt hat, schließt Andreas Wagner trotzdem. Am 30. September gibt der 60-Jährige seine Abschiedsfeier.

Investor will Pläne überdenken

Wie berichtet, war den Gewerbetreibenden zum 30. September gekündigt worden. Der Schweizer Eigentümer wollte das historische Fachwerkhaus abreißen und einen vierstöckigen Neubau mit Wohnungen und Gewerbe errichten. Um den Abriss zu verhindern, hatten sich die WisS, die Stadtteilvertretung Wilhelmstadt und Anwohner an das Landesdenkmalamt gewandt. Das stellte das Fachwerkhaus Anfang August dann unter Denkmalschutz. Der Investor will seine Pläne nun neu überdenken und hat angekündigt, erst einmal keinen Bauantrag zu stellen.

Die WisS fragt sich derweil, was das Bezirksamt Spandau eigentlich in dieser Angelegenheit tut. „Auf unseren offenen Brief hat der Bürgermeister nach fünf Wochen immer noch nicht geantwortet“, so Jürgen Kessling. Dabei wäre es doch fatal, wenn die Spandauer den Eindruck bekämen, dass sich das Bezirksamt nicht für ihre Probleme interessiere. In ihrem Brief hatte die Wählerinitiative im Auftrag der Wilhelmstädter von Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD) wissen wollen, ob das Bezirksamt den Erhalt des Fachwerkhauses bevorzugt oder den Abriss mit Neubebauung, und wie das Bezirksamt zu einem Gutachten über die Bedeutung des Gebäudeensembles steht. Der Brief an den Rathauschef ging raus, noch bevor das Fachwerkhaus unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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