Schulleiter Markus Prill sagt "Tschüss"
Vom Unruhestand in den Ruhestand

Markus Prill sagt „Tschüss“. Zum Abschied haben ihm die Schüler der Schule an der Haveldüne ein Bild gemalt. Zum Dank, dass er 17 Jahre ihr Schulleiter war.   | Foto: Ulrike Kiefert
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17 Jahre war Markus Prill Leiter der Schule an der Haveldüne. Jetzt ist für ihn Schluss. Der 64-Jährige verabschiedet sich aus dem Schuldienst.

Ruhestand? Das ist ein Wort, das zu Markus Prill nicht so recht passt. Er war immer einer, der macht und was schaffen will, der leidenschaftlich Lehrer war. „Die Schule und ich, das passte irgendwie. Ich bin immer gern dorthin gegangen“, sagt Markus Prill.

Profimusiker ist nichts Solides

Dabei war der Lehrerberuf nicht die erste Wahl des jungen Prill. Er wollte Profimusiker werden, hat Musik studiert und in einer Band gespielt. Trotzdem kam es anders. „Schuld bin ich“, sagt seine Frau Renate. „Ich wollte Kinder mit ihm haben.“ Und so kam es, dass ihr Mann weiterstudierte. Was „Solides“. Musik und Sport, an der Pädagogischen Hochschule Berlin. Seinen ersten Lehrerjob bekam der Lehramtsabsolvent an einer Schule in Neukölln. Dort arbeitete er ziemlich schnell in der Schulleitung mit. 1994 wechselte er dann an die Schule an der Haveldüne. Die hieß damals noch Wilhelm-Maybach-Realschule. Markus Prill hat sich dort gleich wohlgefühlt. Nicht nur, weil er Spandauer ist. „Das war eine sehr gut geführte Schule, mit netten Kollegen und klaren Regeln.“ Das hat ihm gefallen. 2003 übernimmt der damals 48-Jährige die Realschule als Schulleiter. Sieben Jahre später muss Markus Prill seine erste große Prüfung bestehen: die Fusion mit der Gottlieb-Daimler-Hauptschule, die gleich nebenan auf dem Schulcampus liegt. Ganztag, Duales Lernen und die individuelle Förderung der Schüler – das waren die Zauberworte für die neue Integrierte Sekundarschule (ISS). „Wir mussten die Schule an der Haveldüne quasi komplett neu erfinden“, erinnert sich Prill. Vor allem der Ganztag hat den Alltag komplett verändert. „Für die Schüler und Lehrer hieß das jetzt Unterricht bis nachmittags um Vier.“ Er selbst war als Schulleiter selten vor sechs Uhr abends zu Hause, oft erst gegen 21 Uhr, wenn ein Gremium tagte. Zum Glück liegt sein Haus, in dem er und seine Frau drei Kinder groß gezogen haben, gleich um die Ecke. Viel unterrichtet hat er als Schulleiter nicht mehr, sagt Prill. So um die sieben Stunden pro Woche. Dafür musste er viel planen, organisieren und wieder planen. Den Schulleiterjob hat er aber selbst in schwierigen Zeiten nie hinschmeißen wollen. Schon wegen seiner 700 Schüler nicht. Aber manchmal hätte er sich mehr Denkzeit gewünscht, sagt Prill. Um etwas Neues zu entwerfen.

Schule bereits vor zehn Jahren digitalisiert

Bescheiden muss Markus Prill aber nicht sein. Dass die Schule an der Haveldüne heute so gut dasteht, hat sie ihm zu verdanken. Er hat die Schule nachhaltig geprägt. Nicht mit bürokratischer Strenge, sondern mit Weitsicht, Wohlfühlflair, Vertrauen ins Kollegium und mit viel Engagement. So wurde die Schule unter seiner Regie schon vor zehn Jahren zur digitalen Schule, was Lehrern und Schülern das Homeschooling jetzt in der Corona-Krise leichter macht. Außerdem ist die Haveldüne „Starke Schule“ und „Klima Schule“, „eTwinning“-Bundessieger, trägt zum zweiten Mal das Berliner Qualitätssiegel „Schule für exzellente Berufsorientierung“ und kooperiert als einzige Spandauer Schule mit dem „Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin“. Für die Schüler ließ Markus Prill seine Bürotür immer offen. Zu einigen Ehemaligen hat er immer noch Kontakt, wie zu dem Schüler, der heute das Spandauer Blasorchester leitet.

Erste Berliner Schule mit Regenbogencafé

Was ihm aber alle hoch anrechnen, Schüler ebenso wie Schulamt und Schulaufsicht, ist sein Engagement für eine „regenbogenbunte“ Schule. So hatte die Schule an der Haveldüne als erste Berliner Schule überhaupt ein „Regenbogencafé“, in dem offen über die Situation von lesbischen, schwulen, trans- oder bisexuellen Jugendlichen an der Schule gesprochen werden konnte. „Es stand aber auch Lehrern und Eltern zu Beratung offen“, sagt Prill. Apropos Beratung. Der Schulleiter arbeitete in sage und schreibe acht Spandauer Gremien mit, darunter in der AG „Gymnasiale Oberstufe im Verbund“, die er geleitet hat. Wundern tut das keinen, denn Prill entwarf schon vor fünf Jahren einen Schulentwicklungsplan, der vorschlug, alle Spandauer Sekundarschulen ohne gymnasiale Oberstufe mit eben dieser „auszustatten“. Damit sie nicht zur „Resteschule“ werden. Im Bezirk ist das inzwischen gelungen. Die Schule an der Haveldüne bietet mit drei weiteren ISSen eine gemeinsame gymnasiale Oberstufe an.

Wechsel in den Ruhestand fällt leicht

„Tschüss“ sagt Markus Prill nach 17 Jahren als Schulleiter also mit einem ruhigen Gewissen. Auch weil es ein „tolles Lehrerteam gibt“ und „eine tolle und moderne Schule entstanden ist“. Das macht ihm den Wechsel vom Unruhestand in den Ruhstand um einiges leichter. „Außerdem habe ich eine wunderbare Frau, meine Musik und meinen Permakulturgarten.“ Und was sagt er seinen Schülern zum Abschied? Die haben ihrem Schulleiter nämlich ein großartiges Bild gemalt. „Glaubt an Euch und seid fleißig, dann könnt Ihr alles schaffen.“

Markus Prill sagt „Tschüss“. Zum Abschied haben ihm die Schüler der Schule an der Haveldüne ein Bild gemalt. Zum Dank, dass er 17 Jahre ihr Schulleiter war.   | Foto: Ulrike Kiefert
Noch fühlt sich der Ruhestand für Markus Prill "wie Urlaub" an. | Foto: Ulrike Kiefert
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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