Kneipiers demonstrieren mit Stammgästen für die Öffnung
"Wir brauchen eine Perspektive"

Petra und Carsten Tobeck reicht es. Sie wollen ihre Kneipe als sozialen Treffpunkt wieder öffnen – Abstand garantiert.  | Foto: Ulrike Kiefert
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  • Petra und Carsten Tobeck reicht es. Sie wollen ihre Kneipe als sozialen Treffpunkt wieder öffnen – Abstand garantiert.
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Hotels und Restaurants sind wieder geöffnet. Nur die Kneipen bleiben dicht. „Das versteht kein Mensch“, sagen Petra und Carsten Tobeck vom „Metzer Stübchen“. Das Ehepaar hat darum mit vielen anderen Kneipiers für die Öffnung demonstriert.

Tröten lärmen, Hupen tuten und dazwischen laute Rufe: „Wir sind noch da, wir leben noch. Macht die Kneipen wieder auf.“ Eine ganze Weile geht das so. Die Stammgäste des „Metzer Stübchen“ zeigen Ausdauer. Schließlich geht es um ihre Kiezkneipe. Und die braucht jede Hilfe, die sie kriegen kann. „Langsam wird’s kritisch“, sagt Petra Tobeck. „An Einnahmen kommt seit Wochen nichts rein.“ Da darf man seinem Ärger schon mal Luft machen. Freibäder, Hotels und Restaurants sind wieder geöffnet, Kneipen und Raucherlokale aber bleiben dicht.

Abstand in der Gaststube,
Desinfektionsmittel auf der Toilette

Petra Tobeck und ihr Mann Carsten haben darum wie viele andere Kneipiers in Berlin am 25. Mai für die Öffnung der Kneipen und damit für die Rettung ihres „Metzer Stübchen“ demonstriert. „Wir wollen zeigen, dass auch wir die Abstände einhalten können.“ Als Beweis reicht ein Blick in die Gaststube. Die Tische stehen separiert – auch im Dart-Raum. Auf den Toiletten warten Desinfektionsmittel auf die Gäste, und für den Tresen liegt ein rot-weißes Absperrband bereit. „Wir sind vorbereitet, wenn es nach uns geht, könnten wir sofort öffnen.“

"Metzer Stübchen"
erst im Juli 2019 eröffnet

Noch aber gibt es keinen Öffnungstermin für die Kneipen. Das bringt auch die Tobecks an die Schmerzgrenze. Am 14. März mussten sie ihr Stübchen an der Metzer Straße 15 schließen. Seitdem fehlen nicht nur die Gäste, auch alle Veranstaltungen sind als Einnahmequelle weggebrochen. Die private Geburtstagsfeier im März, die Dart- und Skat-Tuniere am Wochenende, die Karaoke-Abende, die Bingo-Runden und die DJ-Mucken. Mit der Soforthilfe haben sich Petra und Carsten Tobeck über den März und April halbwegs retten können, haben Miete, Strom, Gas, Telefon, Versicherungen und GEMA-Gebühren bezahlt. Jetzt aber wird der andauernde Einnahmeverlust spürbar. Zumal die Tobecks das „Metzer Stübchen“ erst im vorigen Juli eröffnet haben – quasi von Null auf Hundert. „Wir haben komplett ausgebaut, die Decken gedämmt, saniert und und und“, sagt Carsten Tobeck. „Dann kam Corona.“ Investieren will das Ehepaar noch in die Toiletten und den Dart-Raum. „Doch dafür brauchen wir eine Perspektive.“

Stammgäste sind frustriert

Auch den Stammgästen, die gekommen sind, um sich mit den Tobecks zu solidarisieren, fehlt das Verständnis. „Warum bleiben gerade die Kneipen außen vor, wo sie doch in Berlin auszusterben drohen“, fragt einer. „Das Stübchen soll schnell wieder öffen“, sagt Yvonne Fröhlich. „Mein Vater ist schon ganz frustriert, weil er kein Dart mehr spielen kann.“ Normalerweise kommt Wolfgang Fröhlich zwei Mal in der Woche zum Dart ins „Stübchen.“ Damit zählt er zu den rund 50 Stammgästen der Tobecks. Wenn es nötig ist, wollen die Kneipiers ihre Aktion wiederholen. So wie die anderen Spandauer Gastwirte, die ihrem Ärger in der Wilhelmstadt, im Falkenhagener Feld und anderswo lautstark Luft gemacht haben.

Petra und Carsten Tobeck reicht es. Sie wollen ihre Kneipe als sozialen Treffpunkt wieder öffnen – Abstand garantiert.  | Foto: Ulrike Kiefert
Stammgäste der Tobecks machen Lärm. Weil es am Nachmittag schon losging, konnten nicht alle kommen.  | Foto: Ulrike Kiefert
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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