Bauantrag zum Totalumbau des Ku’damm-Karrees kommt im Frühling

Kleinster Nenner: Diese unterirdische Bühne mit Pavillon auf einem Stadtplatz gilt als Chance zur Weiterführung der Theatergeschichte. | Foto: Cells Bauwelt
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Charlottenburg. Im Endlosringen um eine Rettung der Ku'damm-Bühnen steht jetzt eine Lösung, die nicht jedem schmeckt: Die alten Spielstätten im Karree weichen tatsächlich Geschäften. Dafür darf Direktor Woelffer ein Ersatztheater unter der Erde gestalten – und mit finanziellem Beistand rechnen. Stimmt das Bezirksparlament zu, erreicht Investor Cells sein Ziel.

Ist es das, was er wollte? Wird Martin Woelffer wirklich glücklich werden, wenn er Theater und Komödie am Kurfürstendamm, beide jeweils fast ein Jahrhundert alt, mit einer unterirdischen Neubaubühne vertauscht? Ja, Direktor Woelffer steht zu seinem Wort. Der Kompromiss, getroffen mit Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und dem Ku’damm-Karree Investor Cells Bauwelt, hält allen Nachfragen der Bezirksverordneten stand. Woelffers Betrieb wird den radikalen Umbau des Karrees zum kombinierten Einkaufs-, Büro- und Freizeitkomplex überleben. Aber um den Preis, dass er seine beiden historischen Spielstätten verliert. „Wir haben eingesehen: Die alten Theater sind nicht zu halten. Dafür haben wir eine Garantie zur Fortführung von 90 Jahren Geschichte“, erklärte sich der Bühnenchef zufrieden.

Mietstreit beigelegt

Beigelegt ist der Streit um nicht gezahlte Mietnebenkosten mit Investor Cells Bauwelt. Ein Streit, der zu einer erfolgreichen Räumungsklage führte – und damit beinahe zum ersatzlosen Verlust beider Theater. „Wir standen ja im Grunde 14 Jahre lang vor dem Aus. Jetzt konnten wir endlich auf Augenhöhe verhandeln“, freut sich Woelffer über die neue Situation. Cells-Geschäftsführer Norman Schaaf verzichtet nicht nur auf den Rausschmiss des Theaterbetriebs. Er gibt ihm für den Neuanfang im neuen Ku’damm-Karree sogar Geld an die Hand. 3 Millionen Euro darf sich Woelffer die Planung und Ausgestaltung der Kellerbühne kosten lassen. Und zu 100 Prozent eigene Vorstellungen verwirklichen. Ob das nun Andenken an die alten Theater sind oder frische Ideen. Noch wichtiger als die Anschubfinanzierung: Der Spielbetrieb wird durch eine jährliche Beihilfe in Höhe von 800 000 Euro aus der Landeskasse gefördert, um im neuen Karree die Miete zu zahlen. Dies wird eine Rettung mit Steuergeld – andere Bühnen dürfen ähnliche Geldbeträge schon lange einstreichen.

Aufs Tempo drücken

Für Cells-Geschäftsführer Schaaf sind das akzeptable Zusagen. Er kündigt nun die Einreichung eines Bauantrags für den Frühling dieses Jahres an. Und erhofft sich, dass der Bezirk das millionenschwere Umbauprojekt zur Erneuerung des Karrees per Befreiung vom Bebauungsplan, also im Eiltempo, durchwinkt. Sein Vorhaben umfasst neben dem Abriss der alten Theater am Ku’damm den Neubau eines Warenhauses anstelle der alten Komödie und weiterer Handelsflächen am Platz des alten Theaters sowie eines Hotels an der Lietzenburger Straße. Ebenfalls geplant sind eine Kita, ein Restaurant mit Skybar und ein Fahrradparkhaus mit 1000 Plätzen. Ziel der Vision des Architekturbüros Kleihues + Kleihues ist die Freilegung des Hochhauses im Inneren des Karrees, das laut Schaf „bisher keine Adresse hat“. Künftig steht es am Fuß eines Stadtplatzes neben dem Eingangspavillon des Kellertheaters und beherbergt Büroflächen, jedoch keine Wohnungen.

Sollte der Bezirk den Bauantrag zu diesem Großvorhaben bewilligen, erlischt in den alten Theatern etwa im Mai 2018 das Licht. Und zwar für immer. Voraussichtlich bis Mitte 2019 wüten dann die Abrissbagger, während der Theaterbetrieb an einer Ersatzspielstätte, womöglich im Schiller Theater, weitergeht. Und bis 2021 feiert die unterirdische Neubaubühne Premiere – zeitgleich mit der Einweihung des rundum erneuerten Blocks. Die Ku’damm-Bühnen sind tot. Es lebe die Neue Komödie am Kurfürstendamm. tsc

Kleinster Nenner: Diese unterirdische Bühne mit Pavillon auf einem Stadtplatz gilt als Chance zur Weiterführung der Theatergeschichte. | Foto: Cells Bauwelt
Weg vom Kurfürstendamm: Das Ersatztheater rückt nicht nur nach unten, sondern auch nach hinten. Vorne am Boulevard nimmt der Einzelhandel die besten Plätze ein. | Foto: Cells Bauwelt
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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