„Allerliebster Krisskrass“: Das Theater am Kurfürstendamm feiert seinen 95. Geburtstag
Charlottenburg. Das Theater am Kurfürstendamm ist am 8. Oktober 95 Jahre alt geworden. Der Chef des Hauses, Martin Woelffer, ist trotz vieler Widrigkeiten optimistisch, auch den 100. Geburtstag an Ort und Stelle feiern zu können.
Die Eröffnungspremiere des Theaters am 8. Oktober 1921 war „Ingeborg“ von Kurt Goetz (damals noch mit K). Auf der Bühne stand neben dem Autor selbst unter anderem Adele Sandrock. Über das Stück gingen die Meinungen auseinander, doch beim Architekten waren die Journalisten sich einig: Oskar Kaufmann hatte ein Meisterwerk vollbracht.
Der berühmte und gefürchtete Kritiker Alfred Kerr schrieb: „Wen riefen die Leute zum Schluß? Den Autor? Vielleicht. Die Darsteller? Möglich. Den Direktor? Kann sein. Den Regisseur? Denkbar ... Mit voller Sicherheit riefen sie: Das ist der Architekt.“ Die Berliner Allgemeine beschrieb das Theater so: „Dieser neue, spielerisch reizende Theatersaal in seiner farbigen Festlichkeit, seinem allerliebsten, bizarren Plastikenkrisskrass, ein maurisches Rokoko, soll die leichte Muse zu Gaste bitten, um einer gehobenen, sozusagen zivilisierten Heiterkeit zu dienen.“
Damals war das Theater in einem freistehenden Gebäude untergebracht. Das änderte sich erst mit der Errichtung des Ku’damm-Karrees in den Jahren 1971 bis 1974: Das Theater blieb – ebenso wie die benachbarte Komödie – zwar mit seinen alten Mauern erhalten, wurde aber von dem modernen Bau umschlossen. Im Laufe der Zeit gab es viele Höhen und Tiefen.
Richtig kritisch ist die Situation seit 2003. Erst kaufte die DB Real Estate, eine Tochter der Deutschen Bank, das Ku’damm-Karree. Die Absicht: Sanierung der Einkaufspassage, Abriss des Theaters und der Komödie. Dann übernahm der amerikanische Investment Fonds Fortress die Immobilie, dann die irische Ballymore-Gruppe und 2015 schließlich Cells Bauwelt. Wie es mit den Theatern am Kurfürstendamm weitergeht, ist nach wie vor unklar.
Klar dagegen ist, dass Martin Woelffer in den vergangenen Jahren zahllose Unterstützer gefunden hat, unter ihnen viele Prominente, die sich für die beiden Bühnen stark machen. Von den gerade stattfindenden Koalitionsverhandlungen und dem neuen Senat wünscht er sich eine klare Aussage zum Erhalt der Häuser und finanzielle Unterstützung. sus
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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