Versiegt der Weinbrunnen? Anwohner startet neuen Anlauf, die Veranstaltung zu stoppen

Foto: Schubert

Wilmersdorf. Ein Stück Lebensart für die einen. Für andere Ärgernis vor ihrem Fenster: Der Weinbrunnen am Rüdesheimer Platz steht abermals juristisch unter Beschuss - durch einen Anwohner, der vor Gericht bereits mehrfach gescheitert ist. Diesmal geht es nicht um Lärm, sondern um die Dauer.

Weingenuss unter freiem Himmel, das ist seit fast 50 Jahren guter Brauch im Rheingau-Viertel. Und der Ausschank von Rebensaft durch Winzer aus diesem Anbaugebiet gehört unbestritten zur Identität des Kiezes. Ungemach wegen Ruhestörung gab es zwar schon mehrfach. Doch ein einzelner Anwohner bringt die Angelegenheit nun mit immer neuen Anläufen vor Gericht. Er ließ sich auch von Tausenden Unterschriften, die Freunde des Weinbrunnens zu Papier brachten, nicht beeindrucken und startet jetzt den nächsten Versuch.

"Wir werden uns vor Gericht wiederfinden", erklärte Stadtrat Marc Schulte (SPD) im Ausschuss für Grünflächen. "Aber ich denke, dass wir wieder gute Karten haben." Man habe es mit einer 60-seitigen Klageschrift zu tun, die auf die angeblich zu lange Dauer des Weinbrunnens abzielt. Tatsächlich gab es Zeiten, in denen es die Winzer bei drei Wochen beließen. Inzwischen ist die Bekanntheit so groß, dass sich in den 19 Wochen an Spitzentagen bis zu 600 Besucher einfinden. Eine ungebührliche Lärmbelastung ließ sich trotzdem nicht nachweisen, wobei die Genehmigung des Bezirks im vergangenen Jahr aber von einer neuen Regel abhing: Der Ausschank endet um 21.30 Uhr, um 22 Uhr wird das Plateau geräumt und gesperrt.

Wer sich dieser Tage am Rüdesheimer Platz umhört, stößt auf ein geteiltes Meinungsbild. Die einen stört das Anwachsen des Festes durch auswärtige Gäste, die sich nach Toreschluss noch auf den Wiesen tummeln. Andere finden, dass man als Berliner so etwas aushalten kann.

Vom Kiezverein Rüdi-Net war keine offizielle Stellungnahme zu erhalten. Man wolle sich erst intern beraten, hieß es aus dem Vorstand. Klar positioniert hatte sich im vergangenen Jahr Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD). "Wir sind hier in Berlin, in einer großen Stadt", sagte er vor Ort. "Bis auf wenige Ausnahmen hören wir viel Zustimmung und feiern ein friedliches Fest."

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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