Der Opfer gedenken
Gedenktafel erinnert an dunkle Geschichte der Verwaltung
Ein langer Weg hat endlich seinen Abschluss gefunden. Das betonte Stadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) anlässlich der Enthüllung einer Gedenktafel in der Wilhelmsaue 40. An dieser Adresse befand sich das ehemalige bezirkliche Zwangsarbeitslager. Mit der Tafel wird an ein Stück unrühmlicher Geschichte der Verwaltung gedacht.
Seit 2017 hing an dem Gedenkort nur eine provisorische Tafel. Sie wurde von der Berliner Geschichtswerkstatt, dem Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit, der Topographie des Terrors und dem Aktiven Museum gestiftet, um an das Zwangsarbeiterlager zu erinnern.
„Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für die intensive Arbeit, durch die bewiesen werden konnte, dass es auch in Charlottenburg-Wilmersdorf ein bezirkliches Zwangsarbeitslager gab“, sagte Schmitt-Schmelz. Es sei wichtig, die Erinnerungskultur aufrechtzuerhalten und der Opfer des Nationalsozialismus’ zu gedenken, so die Stadträtin weiter. Das Bezirksamt hätte mit der Finanzierung der Gedenktafel einen Teil dazu beigetragen, dass die Opfer des Lagers nicht in Vergessenheit geraten. Das sei ein Zeichen dafür, dass das Bezirksamt heute Verantwortung für die Taten damals übernähme.
Über 51 Menschen waren in dem Zwangsarbeitslager untergebracht. Sie kamen aus Polen, Jugoslawien, der Tschechoslowakei, Frankreich und den Niederlanden. Verschiedene Dienststellen der Bezirksverwaltung "bedienten" sich der Arbeitskräfte. Sie wurden in Krankenhäusern, den Stadtwerken, zur Schneebeseitigung oder später zur Beseitigung der Trümmer eingesetzt. Oft wurden sie auch als billige Arbeitskräfte in privaten Haushalten beschäftigt.
Experten waren zunächst uneins
Lange wurde darüber diskutiert, ob es sich bei der Adresse Wilhelmsaue 40 um ein Zwangsarbeiterlager handelte. Da zivile Zwangsarbeiter automatisch zu „Berlinern“ wurden, war deren Status verschleiert. „Viele Experten haben sich mit der Geschichte des Lagers beschäftigt und nicht immer gab es ein einheitliches Meinungsbild“, sagte Annegret Hansen, Vorsteherin der BVV und Vorsitzende der bezirklichen Gedenktafelkommission. Sie bedankte sich bei allen Beteiligten für ihre unermüdliche Recherche und der Unterstützung des Museums Charlottenburg, durch die letztlich bestätigt werden konnte, dass es sich um ein bezirkliches Zwangsarbeiterlager handelte.
„Ich bin froh über jeden Ort, der ein Gedenken ermöglicht und die Unmenschlichkeit der Nazis zeigt. Jeder Erinnerungsort ist ein Lernort“, betonte Hansen.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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