Malteser-Migranten-Medizin hilft Einwanderern
In Deutschland müssen die Krankenhäuser Notfälle behandeln und Entbindungen vornehmen - gleich, ob die Patienten krankenversichert sind oder nicht. Es gab Ärzte, die darüber nachdachten, was wohl anschließend mit den nicht versicherten Patienten geschehen möge. Darüber unterhielt sich vor 13 Jahren ein Diözesenleiter des Malteser Hilfsdienstes mit seiner früheren Kommilitonin Dr. Adelheid Franz. Ihr sofort spontan geäußertes "Ja" hat ihr Leben und die medizinische Versorgung in Deutschland grundlegend verändert.
In Wilmersdorf wurde in einem früheren Schwesternwohnheim am St. Gertrauden Krankenhaus eine ständige und anonyme Sprechstunde für alle Menschen ohne Krankenversicherung eingerichtet. Zunächst wurde die Klinik von der Ausländerpolizei argwöhnisch beäugt, heute hängen Telefonnummer und Adresse der MMM in den Büros der Ausländerbehörde. Aus zwei Behandlungszimmern ist an ganzer Polikliniktrakt mit 32 Ärzten aus acht medizinischen Disziplinen geworden.
Ohne Krankenkasse gibt es auch kein Geld. So arbeiten alle Ärzte ehrenamtlich. Die Medizintechnik und die Medikamente werden ausschließlich durch Spenden finanziert. Der jährliche Bedarf an Spenden liegt bei etwa 500.000 Euro.
Der Name Migrantenmedizin trifft heute nicht mehr ganz zu. Behandelt wird dort grundsätzlich jeder, der keiner Krankenkasse angehört. Das schließt Bürger ohne Aufenthaltserlaubnis ein, doch sie machen heute nicht einmal die Mehrheit der Patienten aus. Die meisten Patienten kommen aus anderen EU-Staaten, gefolgt von Einwanderern aus Asien und Afrika. Ihre Hauptsorgen sind Zahnschmerzen, Ratsuche und Schwangerschaften. Im Wartezimmer ist auffällig, dass sich dort mehr jüngere Menschen als gewohnt aufhalten. Es sind viele junge Frauen mit Babys und Kleinkindern darunter. Einen weiteren Unterschied zu ihrer eigentlichen Praxis in Brandenburg weiß Dr. Franz: "Die Fälle sind viel akuter. Ich erinnere mich an einen neunjährigen Jungen, den sein Vater ohnmächtig ins Behandlungszimmer trug. Der Junge hatte nichts weiter als eine Zahnentzündung, die allerdings wegen Nichtbehandlung zur Vergiftung des gesamten Mundraums geführt hatte, sodass sein Leben am seidenen Faden hing." Davor würden die sozialen Gegebenheiten versagen, wenn es nicht das ehrenamtliche Wirken der Ärzte von MMM gäbe. Sie handeln nach dem Leitspruch der Malteser, dessen Hilfsdienst in diesem Jahr 60. Geburtstag hat: "Hilfe dem Bedürftigen".
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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