Ortrun Heinz verhilft Schülern in Peru zum Beruf

Einst Krankenschwester, heute Botschafterin: Ortrun Heinz empfindet Verbundenheit zur Bevölkerung in den Anden. | Foto: Schubert
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Wilmersdorf. Engagement am anderen Ende der Erde: Als Krankenschwester lernte sie das Land lieben, leistet seitdem für das Bildungsprojekt "Ausip" wertvolle Dienste. Bis heute pflegt Ortrun Heinz die Bande zu einem Volk, das an Armut und Alkoholismus zu scheitern droht.

24 Stunden - und Ortrun Heinz steht in den Anden. Einen ganzen Sonnenumlauf kostet sie die Reise von dem Moment an, wenn die Haustür in Wilmersdorf hinter ihr ins Schloss fällt. Mindestens einmal im Jahr überkommt es sie, dieses Fernweh mit gemeinnützigem Geist. Dann fliegt Heinz über Meere und hohe Gipfel an einen Ort der Erde, an dem junge Menschen sie brauchen. An einen Ort, wo Bauernkinder davon träumen, Richter zu werden - aber in der Schule fehlen, weil sie nebenher ein Feld bestellen.

Viel weiter als Ortrun Heinz kann man in einem Ehrenamt wohl kaum in die Ferne schweifen. Doch als sich die 73-Jährige entschied, für das Bildungsprojekt "Ausip" einzutreten, war es für sie sehr naheliegend. "Eigentlich wollte ich mit 70 nach Hause", erinnert sie sich an den Moment, als ihre Zeit als Krankenschwester in einem peruanischen Berghospital zu Ende ging - "aber dann habe ich Gott gefragt." Und der hat offenbar entschieden, dass sie den Peruanern noch eine Weile gewogen bleibt.

Was sind das also für Menschen, an die sie ihr Herz verlor? Junge Leute, um die 15 Jahre alt. Berufsschüler auf einem Grat zwischen Hoffnung und Angst. Da ist der junge Alec, der eines Tages dem Gericht vorsitzen will - Heinz und ihre Helfer geben ihm erst einmal das Zeug zum Notar. Da ist die angehende Krankenschwester Lis - sie muss zwischendurch pausieren, um ihre Familie zu ernähren. Da ist Hektor: Der Vater verstieß ihn, die Großmutter starb, eine Australierin nahm ihn auf. Er wird Buchhalter werden. Für viele ist das der beste Kompromiss.

Stolz blickt Heinz auf ihre Absolventen und hebt eine Landmaschinenführerin hervor - sie ist eine der glücklichsten. Dabei reichen die Berufsvorstellung oft deutlich höher, bisweilen in unrealistische Gefilde.

Es sind Träume, wie sie Jugendliche wohl überall hegen. Aber Cusco und sein Umland, 3500 Meter über dem Meer gelegen, gehört zu den Orten, wo der Abstand zwischen Wunsch und Wirklichkeit am weitesten auseinanderklafft. Wie sollen Kinder den Wert von Bildung lernen, wenn selbst der Lehrer ständig fehlt? Einen Acker zu pflügen hat auch er. Und dann ist da der Suff im Elternhaus, die prügelnde Hand des Vaters. "Der Alkoholismus lebt in den Familien", erzählt Heinz. Das Bier kauft man in Ein-Liter-Pullen, und zwar nicht zu knapp.

Schon deswegen setzt das Projekt "Ausip" bei jungen Menschen an, den Leidtragenden und Hoffnungsvollen. 18 von ihnen sollen eine Ausbildung angehen, die sie für erstrebenswert halten und durchhalten können. 80 Prozent der Kosten übernimmt der Projektträger, 20 Prozent stemmen die Schüler selbst. Damit das Budget für möglichst viele Schützlinge reicht, braucht es Botschafter und Spendensammler - wie Ortrun Heinz. Sie kann den Deutschen aus erster Hand erzählen, dass die Luft in den Anden in vieler Hinsicht dünner ist und der gesellschaftliche Aufstieg beschwerlich. Natürlich ist auch das Reisen kein Akt der Bequemlichkeit. Aber Heinz wird auch 2015 wieder den Koffer aufs Gepäckband legen und das Wiedersehen herbeisehnen mit Alec, Hektor und Lis. Ihre Bestimmung ist nur 24 Stunden entfernt.

Wer das Projekt Ausip (Ausbildungs- und Studienförderung für junge Erwachsene in Peru) durch Spenden Unterstützen möchte, findet die Kontaktdaten im Internet auf der Seite www.ausip.de.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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