Freizug der Notunterkunft im ehemaligen Rathaus ist abgeschlossen
Die Notunterkunft Rathaus Wilmersdorf ist freigezogen, der letzte Bewohner hat sie am 29. November verlassen. Zeit für ein Resümee des Trägers Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und der beteiligten Behörden vor Ort, das überwiegend positiv ausfiel.
Der Bezirk stellte ab August 2015 das ehemalige Verwaltungsgebäude am Fehrbelliner Platz als Notunterkunft zur Verfügung. Was als Provisorium gedacht war, entwickelte sich zu einem Mammutprojekt. 28 Monate lebten dort Menschen aus Syrien, Afghanistan, Irak, Iran, Albanien, Ägypten und 30 weiteren Nationen – in Spitzenzeiten waren es 1150. Leicht vorstellbar, dass der damit verbundene Aufwand nicht allein vom Träger ASB und dem Bezirk zu stemmen gewesen wäre. Musste er aber auch gar nicht, so Detlef Kühn, stellvertretender ASB-Landesvorsitzender: "5000 ehrenamtliche Menschen waren in dieser Zeit bereit, ihre Kraft, ihren Ideenreichtum, aber auch ihr Geld und ihre persönliche Habe zur Verfügung zu stellen, um den Menschen eine Notunterkunft weit über den Standard hinaus zu ermöglichen." Kühns Dank galt nicht nur diesem Engagement, das vom ersten Tag an von der Bürgerinitiative "Freiwillige helfen im Rathaus Wilmersdorf" um Holger Michel in die richtigen Bahnen gelenkt wurde. "Es war toll, dass uns der Bezirk das Rathaus zur Verfügung gestellt hat. Und es war ein kluger Schachzug von Bürgermeister Naumann, die neuen Bewohner den Kiezbewohnern über die Gemeinde der Auenkirche vorzustellen. Das hat uns enorm geholfen." Zu großem Dank sei er auch der Kinderärztin Mithu Sen verpflichtet, die das Projekt medizinisch begleitet und eine ärztliche Betreuung aufgebaut hat. Alle Beteiligten zeigten sich beim Pressegespräch merklich beeindruckt von der bewegten Zeit im Rathaus Wilmersdorf. Der Staatssekretär für Integration, Daniel Tietze, sagte, er habe selten so ein gutes, konstruktives Miteinander von Betreibern und Ehrenamt, eine fast schon militärische Organisation erlebt. Heimleiter Stephan Wesche schloss mit den Worten: "Zahlreiche Situationen haben uns Kopfzerbrechen bereitet. Es war die größte Herausforderung meiner beruflichen Laufbahn. Ich bereue zwar nichts, bin aber auch froh, dass es vorbei ist." Die letzten 500 Bewohner wurden auf 16 Unterkünfte Berlins verteilt. Jetzt wird das Gebäude in Schuss gebracht, bevor die Mitarbeiter der Stadtentwicklung aus der Württembergischen Straße vorübergehend einziehen.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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