Bodelschwingh-Klinik sichert seit zehn Jahren die psychiatrische Versorgung

Wachsende Herausforderung: Friedel Reischies, Silvia Lieberknecht und Uwe Kropp leisten mit ihrem Kollegium immer höhere Fallzahlen – weil sich Patienten leichter anvertrauen als früher. | Foto: Thomas Schubert
2Bilder
  • Wachsende Herausforderung: Friedel Reischies, Silvia Lieberknecht und Uwe Kropp leisten mit ihrem Kollegium immer höhere Fallzahlen – weil sich Patienten leichter anvertrauen als früher.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Wilmersdorf. Sucht, Depression, Schizophrenie – für Ärzte der Friedrich von Bodelschwingh-Klinik keine Ausnahmeerscheinungen, sondern volkstümliche Phänomene. Fürchteten sich Anwohner zur Eröffnung im Jahre 2007 noch vor Patienten, herrscht nun gesunde Normalität.

Es soll immer noch Wilmersdorfer geben, die von der Psychiatrie nebenan nichts wissen. Und für die Bodelschwingh-Klinik ist genau das ein Triumph. Wenn man alle gängigen Klischees über so genannte Irrenhäuser Lügen straft, geschieht das im Sinne von Ärzten. Erst Recht im Sinne der psychisch kranken Patienten.

Anwohner hatten Bedenken

Heute, zehn Jahre nach Eröffnung des Standorts in der Landhausstraße, befremdet es beinahe, dass Anwohner bis 2007 gegen den Bau der Friedrich von Bodelschwingh-Klinik protestierten. „Sie befürchteten Ärger in ihrem Umfeld, ja sogar eine Wertminderung ihrer Wohnungen“, blickte Gesundheitsstadtrat Carsten Engelmann (CDU) bei der Jubiläumsfeier zurück. „Psychisch Kranke sind ein Teil der Gesellschaft“, stellte Engelmann fest. Und er meinte dies eben nicht im Sinne einer Gefahr.

Heute leistet das Haus in Trägerschaft der Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel die Grundversorgung für einen Großteil der Bürger von Charlottenburg-Wilmersdorf in Sachen Seelenheil. Und findet mit 180 Mitarbeitern eine Entsprechung für ständig wachsende Fallzahlen. 111 Patienten lassen sich am Standort Landhausstraße stationär behandeln, wobei noch weitere Plätze im Rahmen von Tagesklinik-Angeboten zur Verfügung stehen.

„Psychiatrische Volkskrankheiten“ nennt Leiter Prof. Dr. Friedel Reischies besonders häufige Phänomene wie Alkoholabhängigkeit, Depression, Schizophrenie und Demenz. Macht Berlin die Menschen krank? Ganz und gar nicht, berichtigt Reischies den Trugschluss: „Die Menschen haben nur immer weniger Angst vor einer Behandlung. Und das ist ein Fortschritt.“ Früher hätten schwere Depressionen häufiger zum Selbstmord geführt. Inzwischen liegt die Neigung, sich Hilfe zu holen, näher denn je.

„Dass Ihr niemanden abweist!“

Heute wie vor 150 Jahren, als der evangelische Theologe Friedrich von Bodelschwingh seine Stiftung ins Leben rief, gilt für die Behandlung der Kranken sein oberster Grundsatz: „Dass Ihr niemanden abweist!“ Wobei natürlich nicht jeder schwer Betrunkene, den man in der Bodelschwingh-Klinik abliefert, gleich ein Fall für die Einweisung wird.

So oder so: „Psychiatrie gehört in den Mittelpunkt der Gesellschaft und nicht an den Stadtrand“, glaubt Stiftungsgeschäftsführer Michael Mielke an den Standort Wilmersdorf. Man muss nur dafür sorgen, dass sich selbst ein entsprechendes Krankenhaus in den Kiez fügt – wie ein ganz normaler Nachbar. tsc

Wachsende Herausforderung: Friedel Reischies, Silvia Lieberknecht und Uwe Kropp leisten mit ihrem Kollegium immer höhere Fallzahlen – weil sich Patienten leichter anvertrauen als früher. | Foto: Thomas Schubert
Gegen alle psychiatrischen Klischees: Die Bodelschwingh-Klinik will so arbeiten, dass der Kiez keinerlei Beeinträchtigungen bemerkt. | Foto: Promo / Bodelschwingh-Klinik
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 236× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 197× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 107× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 229× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.562× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.