Rheingauer Weinbrunnen ist sicher – vorerst
Wilmersdorf. Bald fünf Jahrzehnte sprudelt er schon, der Rheingauer Weinbrunnen am Rüdesheimer Platz. Doch nun unternimmt ein lärmempfindlicher Anwohner den nächsten Versucht, das Winzerfest zu stoppen. Kommt es zu einer weiteren Verkürzung?
Randvoll sind die Gläser, gelassen die Gemüter. Wer den Rheingauer Weinbrunnen als Kenner der Berliner Partykieze betrachtet, konnte noch nie etwas Problematisches an dem 49 Jahre alten Fest erkennen. Wilmersdorf vergnügt sich im Allgemeinen kultivierter als beispielsweise Kreuzberg.
Doch ein Anwohner empfindet das Treiben auf dem Rüdesheimer Platz als derart störend, dass er den Rechtsweg beschreitet. Und ihn trotz einer Niederlage vor dem Berliner Verwaltungsgericht nicht verlässt. Der Mann, das bestätigt nun auch Stadtrat Marc Schulte (SPD), geht in Berufung. Und das, obwohl ihm Bezirksamt und Winzer schon zweimal entgegenkamen. 2015 erging die Regel, dass der Ausschank von Getränken um 21.30 Uhr endet und das Gelände um 22 Uhr schließt. In diesem Jahr kam es zu einer freiwilligen Verkürzung des Veranstaltungsdauer von 19 auf 15 Wochen, was dazu führt, dass der Brunnen schon am 4. September versiegt.
"Es besteht keine Gefahr"
„Was wir ausgehandelt haben, wird auch angenommen. Das hat uns das Gericht so signalisiert“, stellt Schulte fest. „Es besteht keine akute Gefahr“, sagt er im Hinblick auf die langsame Gangart des Rechtsprozesses. Es könnte noch ein Jahr vergehen, bis eine erneute Prüfung der Geräuschkulisse ins Haus steht – und bislang gab es keine kritischen Befunde.
Zuvor hatte schon der CDU-Abgeordnete Lukas Krieger die Kunde von der Hartnäckigkeit des Klägers „mit Entsetzen“ vernommen. „Nach meinem juristischen Verständnis wird es für ihn in der nächsthöheren Instanz eher schwerer werden“, versucht er Freunde des Festes zu beruhigen. Bei einem gemeinsamen Besuch bezog auch Kriegers Parteifreund, Innensenator Frank Henkel, der das Problem bis dato nicht nicht kannte, Position: „In Berlin wird es immer darum gehen, dass man Ereignisse wie den Weinbrunnen in liebevoller Toleranz ertragen kann“, warb er für Akzeptanz.
Bis 4. September wird ausgeschenkt
Anwohner des Rüdesheimer Platzes wie der CDU-Politiker Gerald Mattern ahnen aber schon seit Langem, dass beim Fest an sich kein Ungemach droht. Eher schon danach. Erst wenn sich nach Toreschluss um 22 Uhr der ein oder andere Weingenießer vom Plateau hinab auf den eigentlichen Platz verirrt – und womöglich an einem Kiosk Nachschub holt –, sei die Ruhe wirklich in Gefahr. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.