Wo viele unbekannte Tote ruhen
Alter Anstaltsfriedhof wurde zum Gedenkort

Der Stadtrat Alexander Ewers (SPD) legte am 28. Januar bei der Gedenkfeier am neuen Gedenkort auf dem Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenheilanstalt Blumen nieder. | Foto:  Bezirksamt Reinickendorf
  • Der Stadtrat Alexander Ewers (SPD) legte am 28. Januar bei der Gedenkfeier am neuen Gedenkort auf dem Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenheilanstalt Blumen nieder.
  • Foto: Bezirksamt Reinickendorf
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Am 28. Januar wurde der Gedenkort Alter Anstaltsfriedhof auf dem Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenheilanstalt offiziell eingeweiht.

Er erinnert speziell an die Opfer während der Nazizeit, die in den damaligen Wittenauer Heilstätten auch im Zuge des sogenannten Euthanasieprogramms ihr Leben verloren. Zwischen 1939 und 1945 sind dort mehr als 4600 Menschen gestorben. Wahrscheinlich wurden viele von ihnen auf dem Anstaltsfriedhof begraben. Bisher konnten 454 Tote namentlich identifiziert werden. Nach weiteren wird aktuell und auch in Zukunft recherchiert.

Bereits 1994 ist am Eingang des Geländes eine Gedenktafel angebracht worden. 2013 wurde ein Gedenkort für die Kinder eröffnet, die 1941 bis 1945 in der Städtischen Kinder-Nervenklinik umgekommen sind. Verschiedene Initiativen haben sich über viele Jahre hinweg dafür eingesetzt, dass dieser Ort der Erinnerung auf dem Friedhof geschaffen wird. Vor allem der Freundeskreis Alter Anstaltsfriedhof, bezirkliche Einrichtungen wie das Museum Reinickendorf und der Fachbereich Grünflächen und die Denkmalpflege engagierten sich.

Der Bezirk Reinickendorf finanzierte die Gestaltung des Gedenkortes mit 20 000 Euro. Mit dem Geld wurde unter anderem der Eingangsbereich und die alten Friedhofsmauern gesichert und restauriert. Außerdem wurden Flächen an der Mauer bereinigt, damit ihr ursprüngliches Aussehen wieder erkennbar wird. Und es konnte eine weitere Gedenktafel angebracht werden.

Mit dem Status als Gedenkort ist der Erhalt des Friedhofs gesichert. Gerade das war in der Vergangenheit alles andere als sicher. Ein Besuch ist derzeit aber schwierig, sagt Irmela Orland vom Freundeskreis, da der Weg gerade über eine Baustelle führe. Interessenten für einen Termin können sich aber über das Kontaktformular auf www.freundeskreis-anstaltsfriedhof.jimdofree.com melden.

Geplant seien aber nicht nur eine regelmäßige Öffnung, sondern auch Veranstaltungen. Im Sommer beispielsweise ein Jugendcamp. Und wer mehr über die Geschichte der Nervenklinik und den Friedhof wissen möchte, dem empfiehlt Irmela Orland die Ausstellung "totgeschwiegen" im Haus 10 auf dem Gelände an der Oranienburger Straße 285. Sie ist von Montag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr, außerdem in der Regel am Sonntagnachmittag geöffnet.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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