Ein Ex-Kommissar, der als malender Komparse einen Krimi schrieb
Die vielen Talente des Andreas Preiß

Andreas Preiß, ein Mann mit breit gefächerten Interessen. | Foto: Thomas Frey
3Bilder
  • Andreas Preiß, ein Mann mit breit gefächerten Interessen.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Als Treffpunkt schlug Andreas Preiß den Nordgraben am Rathaus Reinickendorf vor. Hier wäre ein Schauplatz seines Romans. Außerdem wohne er nicht weit entfernt.

Zwei gegenüber liegende Parkbänke sind wie gemacht für ein Gespräch in Corona-Zeiten. Bei dem geht es um das Buch, sein Erstlingswerk. Aber es weicht auch immer wieder davon ab. Über Andreas Preiß ist noch mehr zu berichten, als nur der Einstieg als Autor.

Malen als Therapie
nach schwerer Krankheit

Der Mann ist 63 Jahre alt und nennt sich „P.D.R. Wittenauer“. Was als Hommage an seinen Heimatkiez zu verstehen ist. Laut Eigencharakteristik „ein schräger Vogel aus Berlin-Dalldorf“. Dalldorf, so hieß Wittenau bis 1905. Unter diesem Namen wirkt er seit einigen Jahren auch als Bildender Künstler. Sein Schaffen umfasst nicht zuletzt etwas verfremdete Personenpoträts. „Peter Struwwel“ ist unschwer als eine Variation des „Struwwelpeters“ zu erkennen. Und der „Opa“ eine Art Selbstporträt? Seine Enkelin vertrete diese Ansicht. Sie bemängle allerdings, dass seine Bilder oft zu ernst wären, sagt Andreas Preiß. Das Malen sei für ihn eine Therapie nach einer schweren Krankheit gewesen, erzählt er. Sehr schnell habe er großen Spaß daran bekommen. Was dabei entstehe, wäre meist nicht vorher festgelegt. Sondern folge mehr der Inspiration. Mehrere Bilder konnte er inzwischen verkaufen. Andere wurden verschenkt. Pekuniäre Interessen seien nicht sein Antrieb, beteuert Preiß. Dass die Werke demnächst öffentlich präsentiert werden, steht dem aber nicht entgegen. Am 7. und 8. November sind sie in der Galerie Tegel-Süd, Neheimer Straße 56-60, zu sehen.

Der spätberufene Bildende Künstler war in seinem vorherigen Berufsleben Kriminalkommissar, zeitweise auch in der Pressestelle der Polizei tätig. Schon diese Vita bietet Stoff für ausreichend Geschichten. Zumal in seinen Erzählungen einige spektakuläre Fälle der Vergangenheit wieder aufleben. Etwa die „Hammerbande“. Und vor allem der Kaufhauserpresser „Dagobert“. Der habe die Ermittler über Jahre beschäftigt und nach manchen Fehlversuchen, den Mann zu ergreifen, wäre die Polizei auch in der veröffentlichten Meinung schlecht weggekommen, rekapituliert er. Aber schließlich sei Dagobert eben doch geschnappt worden.

Preiß muss eine Verhaftung nicht üben

Durch den Beruf ergab sich ein weiterer Job. Als Komparse in Filmen und Fernsehserien. Beim Tatort, Polizeiruf oder anderen Krimiproduktionen werde zumindest auf die Authentizität mancher Darstellung Wert gelegt. Zum Beispiel, wenn eine Verhaftung gemimt werden soll. Anders als Statisten von der Stange müsste das echten Kommissaren nicht erklärt werden. Auch hier hat es Andreas Preiß im Lauf der Zeit zu zahlreichen Einsätzen gebracht. Bisher als stummer Akteur, der in einer Szene kurz auftaucht.

Vor kurzem bekam er aber seine erste Sprechrolle. Und das nicht einmal als Polizist. In der Neuverfilmung des Erich Kästner Romans „Fabian“ spielt er einen eher schmierigen Gernegroß, der in einem Lokal die Puppen tanzen lässt. Er als Person finde sich in dieser Gestalt überhaupt nicht wieder, betont der jetzt anscheinend auch als Schauspieler entdeckte. Aber das Mitmachen bei diesem von Dominik Graf inszenierten Werk habe ihn gereizt. Die Handlung von „Fabian“ ist im Berlin der frühen 1930er Jahre angesiedelt, kurz vor der Machtergreifung der Nazis. Gedreht wurde vor allem in Görlitz. Wahrscheinlich im kommenden Frühjahr wird das Remake in die Kinos kommen.

Als Sportreporter
in der Oberliga unterwegs

Wir sind abgeschweift und auch wieder nicht. Alles hängt bei Andres Preiß irgendwie mit allem zusammen. Auch, dass er einst als Sportreporter unterwegs war. Über Oberligaspiele und den Ligen darunter für die „Fußball-Woche“ berichtete. Dabei einfließen lässt, dass ihm damals die Boateng-Brüder, als noch unbekannte Kicker aufgefallen seien.

Inzwischen gilt sein Faible aber mehr dem Handball. Weil dieser Sport weniger abgehoben sei, die Zuschauereinnahmen dort weiter zu großen Teilen zum Etat beitragen und der Fan deshalb nicht nur Staffage sei. Als beim Testspiel der Füchse Berlin gegen den THW Kiel am 12. September in der Max-Schmeling-Halle 450 Besucher zugegen sein konnten, war Andreas Preiß einer von ihnen.

Je weiter die Geschichten ausgreifen, umso mehr kommt der Eindruck auf: Der Mann war und ist anscheinend davon getrieben, vieles auszuprobieren. Aber nicht verbissen, sondern vor allem mit Spaß. Und wenn der ihm irgendwann abhanden kommt, versucht er etwas neues.

Preiß beneidet Polizisten heute nicht

Auch mit seinen Jahren als Kommissar hat er inzwischen abgeschlossen. Er beneide seine einstigen Polizeikollegen nicht. Deren Arbeit werde immer schwerer. Etwa durch das Antidiskriminierungsgesetz. Nicht nur das sorge für Waffenungleichheit. Jeder könne heute Einsätze der Beamten filmen und stelle oft verzerrte Sequenzen online. Als Gegenwehr müssten die Polizisten zumindest ebenfalls mit Bodycams ausgestattet werden.

Die Berufserfahrung ist aber natürlich noch präsent. Sie floss bestimmt ein in den Roman, bei dem wir dann irgendwann gelandet sind. Andreas Preiß stimmt dieser Einschätzung nur bedingt zu. Manche Charaktere habe er zwar so oder ähnlich erlebt. Aber schon der Plot wäre konstruiert. Ein Ermordeter im Tegeler Fließ und das Bestattungsunternehmen, das bei diesem Fall eine Rolle spiele. Der Titel lautet übrigens „Zaplinski und der Club Cherie“. Was auf Rotlichtmilieu hindeutet.

Wenig Gemeinsamkeiten
mit Kommissar Zaplinski

Mit seinem Hauptkommissar Zaplinski verbinde ihn noch am ehesten der Heimatbezug. Ansonsten handle es sich bei dem Kriminaler um einen Einzelgänger, dessen Privatleben lediglich gelegentliche Zweisamkeit mit einer Kneipenwirtin als Höhepunkt aufweise. Ganz anders als bei ihm, der seit 38 Jahren glücklich verheiratet sei, drei Kinder und demnächst zwei Enkel habe.

Das Buch ist fertig. Rund 200 Seiten, die jetzt auf einen Verleger warten. Sollte keiner anbeißen, will Andreas Preiß das Werk in Eigenregie herausbringen. Denn wie schon erwähnt, es geht im nicht in erster Linie um den finanziellen Reibach.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 120× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 910× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 580× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.078× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.967× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.