Den Barrieren auf der Spur: Reinickendorfer Politiker im Selbstversuch

Auch Geschäfte und Zentren nahmen Felix Schönebeck und Janine Malik unter die Lupe – und prüften sie auf die Barrierefreiheit. | Foto: Paul Jaczek
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Reinickendorf. Einen ungewöhnlichen Selbstversuch unternahm kürzlich der Tegeler Kommunalpolitiker Felix Schönebeck. Mit dem Rollstuhl testete er, wie behindertengerecht sein Kiez ist.

Um sich besser in die Lage von Betroffenen einfühlen zu können, verbrachte Felix Schönebeck von der Initiative „I Love Tegel“ einen ganzen Tag im Rollstuhl – und zwar auf der Straße. Gemeinsam mit der Reinickendorferin Janine Malik, die an Multiple Sklerose erkrankt und daher im Rollstuhl unterwegs ist, begab er sich auf die Suche nach den Barrieren im Ortsteil Tegel.

Los ging’s an der Tegeler Polizeiwache. Das Gebäude selbst ist zwar barrierefrei, der U-Bahnhof Borsigwerke nebenan aber nicht. Und auch der Station Holzhauser Straße fehlt ein Aufzug. Urteil der Tester: „Das geht gar nicht!“ Anschließend nahmen sie die Hallen am Borsigturm unter die Lupe. „Hier gab es lediglich kleinere Probleme, die ich im Gespräch mit dem Centermanager gleich erörtern konnte“, erzählt Schönebeck. „So waren sie schnell gelöst.“ Zurück auf der Straße störten vor allem Hindernisse, die Fußgängern oft gar nicht auffallen: ungenügend abgesenkte Bordsteine, Lücken im Kopfsteinpflaster und Autos, die Übergänge zuparken. Außerdem fehlen etlichen Geschäften noch die Rampen und/oder Geräumigkeit fürs „barrierefrei“-Prädikat.

„An sich ist der öffentliche Raum in Tegel aber schon relativ behindertengerecht“, lautete Schönebecks Fazit. „Hier und dort sind natürlich noch Verbesserungen möglich. Gefreut hat mich vor allem die enorme Hilfsbereitschaft der Leute.“

Unbürokratische Lösungen müssen her

Beim Selbstversuch will es der Tegeler nun keineswegs bewenden lassen. Er hat Kontakt zum Bezirksamt, zu Unternehmerstammtischen und den Geschäftsleuten im Ortsteil aufgenommen, damit die vorhandenen Barrieren möglichst schnell und unbürokratisch beseitigt werden können.

Und die Aktion hat sogar schon Nachahmer gefunden: Als Sabine Greulich-Stahl aus Wittenau von der Tegel-Tour erfuhr, wandte sie sich an den Bezirksverordneten Björn Wohlert (CDU), um gemeinsam mit ihm Hindernisse für Rollstuhlfahrer in Alt-Wittenau aufzuspüren.

„Im Alltag macht man sich als Fußgänger viel zu wenig Gedanken über die Barrierefreiheit“, so Wohlerts Resümee. „Ich habe mich daher sehr über das Angebot von Sabine Greulich-Stahl gefreut, mit ihr im Rollstuhl durch Wittenau zu fahren. Dank ihrer Initiative habe ich ein größeres Verständnis dafür entwickelt, dass selbst vermeintlich kleine Hürden für Rollstuhlfahrer schwer zu überwinden sind.“

Auch der CDU-Verordnete will sich nun für weitere Gehwegabsenkungen und planierte Auffahrten einsetzen. Zudem bittet er um Hinweise zu Barrieren in Wittenau. E-Mails gehen an: wittenau@cdu-reinickendorf.de. bm

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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