Neuer Stolperstein vor ehemaliger Kinderklinik verlegt
Wittenau. Der 5000. Stolperstein in Berlin ist am 7. Juni von dem Künstler Gunter Demnig am Eichborndamm 238 verlegt worden. Er erinnert an Paul Höhlmann, der von Medizinern für Versuche missbraucht wurde.
Seit 1990 erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnig mit Stolpersteinen an Opfer des Nationalsozialismus. Auf einem Pflasterstein ist eine Messingplatte mit den Lebensdaten des Betreffenden montiert. Dieser Stein wird dann vor der letzten bekannten regulären Wohnadresse verlegt. Paul Höhlmann gehört zu den Opfern der nationalsozialistischen Ideologie, die besonders wehrlos waren. Als Neunjähriger kam der 1927 Geborene in die Wittenauer Heilstätten. Im Wechsel wurde er in der sogenannten Kinderfachabteilung Wiesengrund am Eichborndamm, direkt gegenüber vom Rathaus, und in einem Heim in Marwitz betreut. Nach Recherchen von Schülern des Friedrich-Engels-Gymnasiums wurde er im Frühjahr 1942 als Forschungsobjekt zur Wirkung von Tuberkulin missbraucht. Dabei handelt es sich um eine Mischung von Proteinen, die aus Bakterien gewonnen wird. Am 26. August 1942 starb Paul Höhlmann.
In den ehemaligen Räumen der Kinderklinik können sich Schulen mit der Geschichte des Nationalsozialismus befassen.
Weitere elf Stolpersteine erinnern seit dem 7. Juni an die sogenannte Beuthke-Gruppe. Der Kommunist Ernst Beuthke kämpfte im Spanischen Bürgerkrieg, und emigrierte dann nach England. Im Frühjahr 1943 sprang er, betraut mit einer politischen Mission, westlich Berlins mit dem Fallschirm ab. Nach wochenlanger Fahndung wurde er entdeckt. Er und seine Unterstützer, darunter seine Brüder, Eltern und Schwiegereltern, wurden am 10. und 11. August 1943 im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet. Die Stolpersteine liegen jetzt an der Quäkerstraße 28, Am Hügel 15, in der Schubartstraße 61 sowie im Mauschbacher Steig 30/31.
Direkt vor der katholischen Herz-Jesu-Kirche am Brunowplatz erinnert seit dem 7. Juni ein Stolperstein an Bernhard Lichtenberg. Der 1875 geborene Geistliche war seit 1938 Domprobst der St. Hedwigs-Kathedrale in Mitte. In seinen Gebeten sprach er sich öffentlich für "die verfolgten Juden" aus. 1941 wurde Lichtenberg von der Gestapo verhaftet. 1942 kam er in die Strafanstalt Tegel, wo er von der Herz-Jesu Pfarrei geistlich betreut wurde. Am 5. November 1943 starb der kranke und geschwächte Mann auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau.
Christian Schindler / CS
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