Irritationen über Quarantäne im Flüchtlingsheim
Große Aufregung um das erst vor Kurzem in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelte Marie-Schlei-Haus: Anwohner riefen besorgt im Bezirksamt an, weil trotz Quarantäne Menschen das Heim verließen. Die Situation ist allerdings komplexer. Die vom Reinickendorfer Gesundheitsamt verhängte Quarantäne gilt nicht für Menschen, die nicht als Krankheitsüberträger in Frage kommen können.Windpocken sind eine Krankheit, die fast jedes Kind bekommt. Infiziert sich jedoch ein Erwachsener, kann es schnell zu einer lebensbedrohlichen Lage kommen. Am 3. Juni gab es laut Gesundheitsstadtrat Uwe Brockhausen (SPD) erste Hinweise, dass Bewohner mit der meldepflichtigen Krankheit infiziert sein könnten. Eine Sozialarbeiterin informierte dann auch das Bezirksamt. Das verfügte am 4. Juni die Quarantäne.
"Betroffen sind davon 60 bis 70 Menschen", so Brockhausen. Sie sind als Kinder nicht erkrankt und wurden auch nicht gegen die Krankheit geimpft. Damit bestehe die Gefahr, dass sie aktuell infiziert sein und Windpocken auch verbreiten können. Bis zum 20. Juni könne festgestellt werden, ob es Erkrankungen gebe. Die Quarantäne gelte nicht für Mitarbeiter des Trägers, die Arbeiterwohlfahrt Mitte, die nachweislich gegen Windpocken immun sind, sowie für Bewohner, die auch nicht infiziert werden könnten.
Bei Kontrollen des Amtes habe es Irritationen gegeben, ob nicht doch möglicherweise infizierte Personen das Haus verlassen hätten. Dieser Verdacht hat sich laut Brockhausen jedoch als falsch herausgestellt.
Als zu Beginn dieses Jahres bekannt wurde, dass das Seniorenheim Marie Schlei in ein Flüchtlingsheim umgewandelt werden sollte, hatten einige Anwohner dagegen polemisiert, dass bei einer gleichen Nutzung in den 70er-Jahren es dort zu Seuchenausbrüchen gekommen sei. Auch in der vergangenen Woche gab es wieder Schmähflugblätter am Zaun des Heims, die mit Verweis auf ansteckende Krankheiten Furcht vor dem Heim und dessen Bewohner schüren sollten.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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