Das schwebende Dach der Kirche Schönow ist Denkmal des Monats Dezember

Das Dach der Kirche Schönow scheint auf den ersten Blick zu schweben. | Foto: wikicommons
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  • Das Dach der Kirche Schönow scheint auf den ersten Blick zu schweben.
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Die evangelische Kirche Schönow ist ein typisches Beispiel für den Architekturstil der Nachkriegsmoderne. Auf den ersten Blick scheint sie fast nur aus einem großen Dach zu bestehen. Mit viel Durchblick, denn zwei Seiten des Baus sind vollständig verglast. Und es gibt noch eine Besonderheit: Der Campanile, ein 24 Meter hoher Glockenturm. Die Kirche in der Andréezeile 21 ist Denkmal des Monats Dezember.

Die Kirche wurde 1961 von Bischof Otto Dibelius eingeweiht, der Glockenturm 1963 errichtet. Das Ensemble steht seit 1995 unter Denkmalschutz.

Leichtigkeit und Transparenz prägen den Entwurf der Architekten Frei Otto und Ewald Bubner. Die geneigten Dachflächen der zeltartigen Saalkirche reichen fast bis zum Boden, es entsteht der Eindruck eines schwebendes Daches. Die Konstruktion ruht auf dreifüßigen Stützen aus Betonfertigteilen. Die Stirnseiten sind komplett verglast, die Kirche öffnet sich zur Außenwelt, sie ist unmittelbar in die Natur eingebunden.

Der Glockenturm, mit dem Kirchensaal durch eine Pergola verbunden, besteht aus zwölf übereinander gestellten offenen Stahlwürfeln. Der oberste Würfel trägt ein beleuchtetes Kreuz, die drei unteren je eine Glocke. Auf ihnen ist zu lesen: „Wir rufen Schönow“, „Wir grüßen Teltow“ und „Wir läuten Hoffnung“.

Im Saal ist Platz für 300 Personen. Altar, Kanzel und Taufbecken sind nach Entwürfen Ottos aus rötlichem Sandstein gefertigt. Zur Ausstattung gehören noch ein Kreuz über dem Altar und die aus Holz geschnitzte Skulptur einer afrikanischen Madonna.

Die alte Walcker-Orgel hätte saniert werden müssen, die Kosten wären unverhältnismäßig hoch gewesen. Die neue Orgel, die stattdessen erworben wurde, stand in der Jersualem-Kirche, die vor einigen Jahren geschlossen wurde. Die Orgelpfeifen fertigte die Firma Klop Orgelbouw aus Holz.

Frei Otto war leidenschaftlicher Segelflieger, er kannte sich also bestens in Leichtbaukonstruktionen aus. Seine Dissertation schrieb er an der Technischen Universität Berlin über „Das hängende Dach“. Zu seinen Werken gehören der deutsche Pavillon auf der Expo 1967 in Montreal und die berühmten Seildächer des Münchener Olympiageländes. Mit Vorliebe entwarf er eher kurzlebige Dachkonstruktionen, etwa 1977 für ein Konzert der Band Pink Floyd oder das Schutzzelt vor dem Schloss Bellevue für die Berliner Philharmoniker, die zur Eröffnung der Interbau 1957 spielten. „Für mich zählte immer nur der Augenblick“, sagte Otto einmal.

Als einziger deutsche Architekt neben Gottfried Böhm erhielt Otto 2015 posthum den Pritzker-Preis, die weltweit wichtigste Architektur-Auszeichnung.

Frei Ottos Ideen spiegeln sich noch heute im Gemeindeleben wider. „Viel Glas und Licht prägen ihr Erscheinungsbild, das sowohl an ein Schiff als auch ein Zelt erinnert“, ist auf der Internetseite der Gemeinde über die Kirche zu lesen. „So wollen wir auch eine Gemeinde sein, die offen ist für die Welt und die Menschen um sich herum ...“

Das ursprünglich kirchlose Dorf Schönow gehörte bis zur Eingemeindung nach Zehlendorf 1894 zum Pfarramt Teltow. Dies blieb so bis nach dem Zweiten Weltkrieg. 1949 wurde die Kirchengemeinde Schönow selbständig. Die am 1. Juli 1972 gegründete Kirchengemeinde Am Buschgraben gab ihre Selbständigkeit 200 auf und fusionierte mit der Gemeinde Schönow.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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