Grünflächenamt fordert Konzept zum Rückbau des Kleingartenparadieses

Hans-Dieter Schmidt, 1. Vorsitzender des Bezirksverbandes Zehlendorf der Kleingärtner weiß, wie teuer ein Rückbau einer zu großen Laube ist. Sein Verband hat deshalb ein Ansparsystem entwickelt. | Foto: Ulrike Martin
5Bilder
  • Hans-Dieter Schmidt, 1. Vorsitzender des Bezirksverbandes Zehlendorf der Kleingärtner weiß, wie teuer ein Rückbau einer zu großen Laube ist. Sein Verband hat deshalb ein Ansparsystem entwickelt.
  • Foto: Ulrike Martin
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Zehlendorf. Ärger im Kleingartenparadies: In der Kolonie Schlachtensee Süd sind zahlreiche Grundstücke zu groß und müssten zurückgebaut werden, spätestens bei einem Pächterwechsel. So steht es im Bundeskleingartengesetz, und so will es das Straßen- und Grünflächenamt (SGA). Aber ein solcher Rückbau ist teuer, und Lauben-Mieter gehören selten zu den Großverdienern.

„In Schlachtensee-Süd sind die Grundstücke zum Teil bis zu 600 Quadratmeter groß“, erklärt Hans-Dieter Schmidt, 1. Vorsitzender des Bezirksverbandes Zehlendorf der Kleingärtner. Und die Häuschen darauf sind Häuser – manchmal mit zwei Stockwerken und Keller. Laut Bundeskleingartengesetz darf die Grundstücksfläche nur bis 400 Quadratmeter betragen, das Gebäude nicht mehr als 24 Quadratmeter. Und es darf nicht zum dauerhaften Wohnen geeignet sein.

Diesen Vorschriften, weiß Hans-Dieter Schmidt, entsprechen besonders in Schlachtensee-Süd viele Lauben nicht, rund zwei Drittel. Der Kleingartenverein ist mit 16 Hektar und 360 Parzellen die größte Kolonie von acht im Altbezirk Zehlendorf. Sie befindet sich an der Benschallee an der Berliner Landesgrenze.

Wie kam es dazu? In der Nachkriegszeit herrschte Wohnungsnot, wer eine Laube hatte, lebte dort. Später kamen die Ausbauten – im Berlin der Mauerzeiten lange geduldet. Hans-Dieter Schmidt hatte Glück: Vor 25 Jahren konnte er mit seiner Familie in ein 1947 errichtetes Haus in Schlachtensee-Süd ziehen. Er ist abgesichert, hat eine Baugenehmigung vorzuweisen.

Fakt ist aber: Prinzipiell gilt seit Jahren das Bundeskleingartengesetz. Dagegen sträubt sich der Verbandsvorsitzende keineswegs. Aber wie sollen neue Pächter eines zu großen Kleingartens den erforderlichen Rückbau bezahlen? „Das kann bis zu 14 000 Euro kosten“, sagt Schmidt. Deshalb wurde ein Ansparsystem entwickelt.

Interessierte Pächter sparen monatlich 50 Euro an. Bis das Geld für den Rückbau zusammen ist, kann es dauern – lange. „Dem Grünflächenamt ist das zu wenig“, berichtet Schmidt. „Uns wurde schon gesagt, wer nicht genug Geld hat, kann sich eben keinen Kleingarten leisten.“ Ein wenig mehr Entgegenkommen seitens des Amtes sei wünschenswert.

Die zuständige Stadträtin Maren Schellenberg (B‘90/Grüne) spielt den Ball zurück. „Gerade in Schlachtensee-Süd wurde jahrzehntelang geschlampt. Trotz wiederholter Aufforderungen wurden die übergroßen Gärten nicht zurück gebaut.“ Dabei hätte es bereits Zwischenlösungen gegeben, an bestehenden Pachtverträgen sei nichts geändert worden. Wenn den Rückbauforderungen nicht entsprochen werde, gäbe es als letztes Mittel Vertragskündigungen. „Das wollen wir aber nicht“.

Es gehe nicht nur ums Geld oder die Erfüllung von Vorschriften, sagt die Stadträtin. „Unsere Kolonien sind als Dauerkolonien relativ sicher. Wenn aber dort Wohnhäuser stehen?“ Bei der aktuellen Wohnungsnot in Berlin sei es nicht auszuschließen, dass eine solche Kolonie als Bauland betrachtet werden könnte.

Das 50-Euro-Ansparmodell hätte natürlich den Nachteil, dass es ewig dauere, bis ein Rückbau finanziert sei. „Jetzt wollen wir aber erst mal sehen, wie der aktuelle Stand ist, was schon angespart wurde“, sagt Schellenberg. Auf jeden Fall müsse der Bezirksverband schnell einen guten Plan vorlegen. „Ein zukunftsfähiges Konzept muss her, über das wir reden können.“ Die Gespräche sollen demnächst starten. uma

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

18 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 1.274× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.388× gelesen
  • 1
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 2.339× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 2.299× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.