„Nackt, affenartig und einfältig“
Grüne wollen die Skulptur „Negerin“ in der Leuchtenburgstraße entfernen lassen

Die Skulptur "Negerin" ist zwar bildhauerisch bedeutend, soll aber wegen rassistischer Tendenzen aus dem öffentlichen Straßenland verschwinden. | Foto: OTFW/wiki
2Bilder
  • Die Skulptur "Negerin" ist zwar bildhauerisch bedeutend, soll aber wegen rassistischer Tendenzen aus dem öffentlichen Straßenland verschwinden.
  • Foto: OTFW/wiki
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wollen die Skulptur „Negerin“ vor der Hausnummer 35 in der Leuchtenburgstraße entfernen lassen. Die Fraktion hat dazu in der BVV einen Antrag gestellt.

„Die besagte Figur stellt eine afrikanische Frau nackt, affenartig und einfältig dar und ist daher stark geeignet, rassistische Stereotypen zu transportieren“, heißt es im Antrag. Der Erschaffer der Figur war Arminius Hasemann (1888-1979). Der Bildhauer trat 1932 in die NSDAP ein und war danach als sogenannter Kulturwart in Zehlendorf tätig, was einer Kontrolle der Künstler gleichkam.

Rassistische Tendenzen

Weder die Skulptur noch der künstlerische Lebenslauf Hasemanns seien derart herausragend, dass sie eine Ausstellung und Würdigung in dieser Weise rechtfertigen würden. Die Grünen schlagen vor, die Figur in einem Museum aufzustellen. Dort könne ein entsprechender Kontext geschaffen werden, um Rassismus zu erklären und zu verhindern.

Die Skulptur besteht aus Muschelkalkstein. Am Sockel ist eine Plakette befestigt mit dem Namen des Bildhauers und dem Titel des Werks. Die Figur sei in ihrer bildhauerischen Qualität als außergewöhnlich zu bezeichnen, sie zeige Elemente der Art déco, ist auf der Internetseite „Bildhauerei in Berlin“ zu lesen. Allerdings weise sie aus heutiger Sicht rassistische Tendenzen auf, sagt die Kunsthistorikerin Susanne Kähler. „Sie sollte nicht unkommentiert stehen bleiben, vor allem nicht unkommentiert mit diesem Titel.“ Zudem sei die Skulptur in einem schlechten konservatorischen Zustand. „Deshalb plädieren wir für die Aufstellung in einem Innenraum“, sagt Kähler.

In der Nähe der „Negerin“ steht eine zweite Figur, der „Faun“. Beide hatten ursprünglich im Garten des Wohnhauses von Hasemann in der Leuchtenburgstraße 18 ihren Platz, gegenüber der Hausnummer 35. Das Gebäude wurde in den 1980er-Jahren abgerissen, die Figuren auf der Grünfläche vor den Wohnhäusern aufgestellt.

Hasemanns Werke, so auch die „Negerin“, erstellte er in einem expressionistischen Stil. Aus der NS-Zeit blieb keines davon erhalten. Nach dem Krieg war er an der Errichtung des sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park beteiligt, später beim Wiederaufbau der Deutschen Staatsoper Unter den Linden. Kurz vor seinem Tod 1979 schenkte der dem Zoologischen Garten die Skulptur „Affengruppe“, die vor dem Tropenhaus aufgestellt wurde.

Beratung im Kulturhaus Dahlem

Der Antrag der Grünen-Fraktion wird derzeit im Bildungs- und Kulturausschuss beraten. Eine Empfehlung für die Bezirksverordnetenversammlung wurde auf der jüngsten Sitzung vertagt. „Im nächsten Kulturausschuss im Kunsthaus Dahlem steht der Antrag wieder auf der Tagesordnung“, erklärt Carsten Berger, kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion. Dort läuft eine Ausstellung zum Thema „Inspiration Afrika“. „In diesem Kontext soll der Antrag, auch mit der Expertise der Kunsthaus-Leiterin, beraten werden“, sagt Berger.

Die Skulptur "Negerin" ist zwar bildhauerisch bedeutend, soll aber wegen rassistischer Tendenzen aus dem öffentlichen Straßenland verschwinden. | Foto: OTFW/wiki
In der Nähe der "Negerin" steht der "Faun", ein weiteres Werk von Arminius Hasemann.  | Foto: OTFW/wiki
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

21 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 844× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 832× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 528× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.024× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.917× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.