Ein Weg ist keine Badestelle

Angeleint dürfen Hunde auf den Uferwegen ausgeführt werden – aber nur im Winter. | Foto: Schilp
2Bilder
  • Angeleint dürfen Hunde auf den Uferwegen ausgeführt werden – aber nur im Winter.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Zehlendorf. Am 15. Dezember hat das Verwaltungsgericht das absolute Hundeverbot an Schlachtensee und Krumme Lanke gekippt. Das Bezirksamt kündigt nun einen „Kompromiss“ mit den Hundefreunden an. Doch die wollen davon nichts wissen.

Seit dem 15. Mai sind für die Bellos die Wege, die unmittelbar am Wasser entlangführen, tabu. Der Bezirk hatte sie sie zuvor als „Badestellen“ definiert, wo Vierbeiner laut Hundeverordnung nichts zu suchen haben. Dieser Argumentation folgte das Gericht jedoch nicht. Zwar seien die Uferbereiche als Badestellen anzusehen, nicht aber die Wege, befand es.

Umweltstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) schlägt nun eine saisonale Lösung vor: Von Mitte Oktober bis Mitte März dürfen die Hunde wieder angeleint ausgeführt werden, in der restlichen Zeit besteht das Verbot weiter. Die Bezirksverordneten von Grünen und CDU sind damit einverstanden, wobei die Christdemokraten den Hunden einen Monat länger – bis zum 15. April – den Spaziergang am Wasser gestatten wollen. Bei der Senatsverwaltung, die für die Waldseite des Schlachtensees verantwortlich ist, soll für eine analoge Regelung geworben werden.

Doch das Bezirksamt hat die Rechnung ohne den Kläger Frank Kuehn gemacht. Der Gründer der Initiative „Hunde am Schlachtensee“ sagt: „Wir haben nach dem Urteil das Recht, mit angeleinten Hunden auf die Uferwege zu gehen. Der aktuelle Vorschlag bedeutet, dass wir auf den größten Teil unseres Rechts verzichten sollen. Das als Kompromiss zu verkaufen, ist schon mehr als dreist.“ Sein Vorschlag: Die Hundehalter verzichten während der Badesaison freiwillig auf Spaziergänge auf den Uferwegen, im Gegenzug dürfen die Vierbeiner im Winter auf der Waldseite ohne Leine laufen – wie es vor der Verkleinerung des Hundeauslaufgebiets möglich war.

Mehr als unzufrieden ist auch Thorsten Hofmann von der Bürgerinitiative Berliner Schnauzen. Er fordert die verantwortlichen Politiker auf, „dieses Kindergartentheater“ zu beenden und endlich mit den Hundefreunden eine Lösung zu erarbeiten. Er fürchtet, dass „wieder ein Verbot durch die Hintertür“ eingeführt werden solle.

Tatsächlich müsste das Bezirksamt, nachdem es erfolglos mit der Hundeverordnung argumentiert hat, sich nun auf das Grünflächen- und Waldgesetz stützen, um die angestrebte saisonale Regelung durchzusetzen. Das sieht auch Maren Schellenberg so. Und die Grünen-Fraktionsvorsitzende und Juristin ist relativ zuversichtlich: „Es gibt durchaus gute Gründe, die anzuführen sind: Schutz der Vögel, Schutz der Natur, ein gedeihliches Miteinander der Bürger. Ich glaube, dass man das rechtswirksam hinkriegen würde“, sagt sie.

Frank Kuehn hat da seine Zweifel; er werde sich auf jeden Fall weiter wehren. Aber momentan ist noch nicht einmal das Urteil vom 15. Dezember rechtskräftig, das er erstritten hat. Abzuwarten ist die schriftliche Begründung und die Entscheidung des Bezirksamts, ob es in Berufung geht.

Bis dahin gilt das Hundeverbot auf den Uferwegen offiziell weiter. Doch weder Frank Kuehn noch Maren Schellenberg rechnen damit, dass das Ordnungsamt bei Zuwiderhandeln tätig wird. Vorausgesetzt natürlich, der Vierbeiner ist angeleint. sus

Angeleint dürfen Hunde auf den Uferwegen ausgeführt werden – aber nur im Winter. | Foto: Schilp
An echten Badestellen gilt auch in Zukunft: für Hunde verboten - so will es auch das Gesetz. | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

25 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 422× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 406× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 354× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 390× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.707× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.