"Treffpunkt" hilft seit 40 Jahren seelisch Leidenden
Der Treffpunkt ist nach den Worten der Stadträtin eine der Wurzeln der Psychiatriebewegung. Wie Kita und Kinderladen ist auch die Psychiatriebewegung ein Kind der Aufbruchszeit der 70er-Jahre. Im Zuge der antiautoritären Bewegung entstanden damals in Berlin Alternativen zu staatlichen Einrichtungen. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie umgehen mit Schwermütigen und Verhaltensauffälligen?In Berlin sei damals um die richtige Behandlung von Kranken gerungen worden, sagt Irmgard Lohbreier, die Geschäftsführerin des Treffpunktes. Die klassische Psychiatrie sah außer Medikamenten nur die Trennung der Kranken von der Gesellschaft vor. Am Mexikoplatz wollte man etwas anderes. "Wir schufen eine Anlaufstelle für chronisch Kranke, die hier Leidensgenossen trafen und wussten, dass sie nicht allein sind", sagt die gelernte Sozialarbeiterin.
In der Beratungsstelle, die in den ersten zehn Jahren von Spenden und ehrenamtlicher Arbeit lebte, helfen fünf Hauptamtliche und jedes Jahr etwa 220 Menschen. Seit 20 Jahren gehört das Projekt zu den Selbsthilfeeinrichtungen der reformierten Sozialpsychiatrie, die vom Bezirk unterstützt werden. Zusammen mit der "Perspektive Zehlendorf", die Patienten zu Hause betreut, kümmert sich der Treffpunkt um chronisch Kranke nach einem Klinikaufenthalt
Die Psychiatrielangzeitstationen wurden laut Lohbreier 1991 geschlossen: "Aus ganz Zehlendorf kommen heute unsere Klienten, aber auch aus Steglitz und Spandau", sagt die 53-Jährige. "Für die Betroffenen ist es gut, andere mit ähnlichen Sorgen zu treffen und sich gegenseitig zu stützen." Von Montag bis Freitag gibt es offene Treffs, bei denen man sich zur besonderen Beratung verabreden kann. Tagesthemen-, Mal- und Trommelgruppen sowie ein Chor runden das Programm ab.
Generationsübergreifend suchen Menschen um Hilfe am Treffpunkt. Von 23 bis 80 reicht das Alter der Ratsuchenden, für die eine Psychologin, eine Sozialpädagogin, eine Altenpflegerin und ehrenamtliche Kräfte zur Verfügung stehen. Für die Zukunft wünscht Lohbreier sich nur, "dass wir noch mehr Mensehen erreichen."
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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