Kleine Zehlendorfer Schwächephase

Niclas Warwel hatte die 1:0-Führung auf dem Fuß (32.)  Foto: Kerstin Kellner
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0:1-Niederlage bei TeBe / „Kleine Hertha“ muss Ausfälle von Huke und Ademi verkraften

„Wenn sich das mal nicht rächt“, unkte Zehlendorfs Fan-Urgestein Günter Kunz hoch oben auf der Tribüne des Mommsenstadions. Soeben war Albert Vincetic, 19-jähriges Hertha 03-Talent, mit einer Doppelchance am aufmerksamen Borussen-Torwart Stephan Flauder gescheitert, kurz zuvor strebte Zehlendorfs Niclas Warwel allein auf den Kasten von Tennis-Borussia zu, ohne daraus Kapital zu schlagen. Und so kam es, wie Kunz schon ahnte. Nach einem Eckball nutzten die Gastgeber durch Nils Göwecke eine Unaufmerksamkeit der Zehlendorfer zum entscheidenden 1:0-Siegtreffer.

Vor Spielbeginn hatten die „kleine Hertha“ eine weitere Hiobsbotschaft verdauen müssen, ihr Stürmer Faton Ademi sagte kurzfristig verletzungsbedingt ab. So war Trainer Alexander Arsovic seiner B-Variante beraubt. Dass er auch auf seinen etatmäßigen Torjäger Sebastian Huke (14 Treffer), der auf das Wiedersehen mit seiner alten Mannschaft „brannte“, verzichten musste, war schon einen Tag voher bekannt geworden. Huke behinderte eine Zerrung. „Das ist im Fußball aber nichts ungewöhnliches, wir haben uns dann für die etwas defensivere Taktik entschieden“, klagte Arsovic nicht groß vor dem Spiel.

Und seine Mannschaft wirkte ob der Ausfälle nicht geschockt. Nach einer ersten Schrecksekunde zu Beginn, Dragan Erkic verzog aus halblinker Position nur knapp (2.), wurden die Zehlendorfer stabiler. Sie „gönnten“ den Tennis-Borussen ein optisches Übergewicht, doch wirkliche Torgefahr ging von den Gastgebern kaum noch aus. Einzig erneut Erkic hatte eine Möglichkeit, doch seinen Schuss aus spitzem Winkel konnte Philip Sprint mühelos parieren.

Hochkarätiger ging es dann auf der anderen Seite des Feldes zu. Nach einem weiten Abschlag Sprints gelangte das Leder zu Warwel, der dem Borussen-Tor alleine zustrebte – doch siehe oben. Warwel zögerte zu lange, konnte sich nicht recht zwischen Torabschluss und Ausspielen des Torwarts entscheiden – vorbei (32.)! Wenig später jagte Marc Zellner einen Flachschuss Richtung Flauder, der zwar gut parierte, den Ball aber dennoch nur abklatschen konnte, wodurch sich eine zweifache Nachschussgelegenheit durch Vincetic ergab. Doch auch hier – siehe oben (35.)! „Wenn wir davon eine Möglichkeit nutzen, läuft das Spiel völlig anders“, war sich Zellner hinterher sicher. Und auch Trainer Arsovic sah in diesen Szenen die Knackpunkte des Spiels: „Mit einem 1:0 im Rücken geht das Spiel in eine ganz andere Richtung.“

So kam es kurz nach dem Wechsel, wie Kunz schon ahnte: Nach einem Eckball Tennis-Borussias herrschte kurzfristig Unordnung im Zehlendorfer Strafraum, Nils Göwecke reagierte am schnellsten und traf per Volleyschuss zum 1:0 (50.). „Hier waren wir einfach nicht achtsam genug“, sagte Arsovic.

Wer nun einen offenen Schlagabtausch erwartete wurde enttäuscht. „Nach der 1:0-Führung haben die Borussen das Spiel sicher verwaltet. Sie haben geschickt den Ball laufen lassen und wir sind nicht mehr hinterhergekommen“, fasste Zehlendorfs Mittelfeldspieler Darius Niroumand den zweiten Abschnitt treffend zusammen. Auch Zellner stimmte dem zu: „TeBe spielt das souverän runter. Vor dem 1:0 hatten wir noch die Räume, später nicht mehr.“ So hatte die „kleine Hertha“ zwar ein optisches Übergewicht, ohne noch einmal Torgefahr auszustrahlen. „Mit dem ersten Abschnitt war ich, bis auf die Chancenverwertung, sehr zufrieden. TeBe macht aus einer Halbchance den entscheidenden Treffer. Ich denke, ein Remis wäre verdient gewesen“, zog Arsovic hinterher sein Fazit.

Die „kleine Hertha“ ist derzeit nicht vom Glück verfolgt. Dem unglücklichen 5:6 n. V. bei Stern 1900, folgte die (verdiente) 1:3-Niederlage gegen FC Hansa Rostock II und am gestrigen Freitag das vermeidbare 0:1 gegen Tennis-Borussia. Trainer Arsovic wird in den nächsten Tagen mehr als Psychologe gefragt sein, denn als sportlicher Leiter. Die zwei Partien bis zur Winterpause haben es in sich: Zunächst geht die Reise zum Tabellensechsten nach Wismar, zum Abschluss folgt ein Berliner Derby: Der zuletzt mächtig in Schwung gekommene Namensvetter Hertha 06 gibt am 9. Dezember seine Visitenkarte in Zehlendorf ab. Können die Zehlendorfer hier noch ein paar Pünktchen sammeln, haben sie eine starke Hinrunde abgeliefert. Da kann auch die letzte (kleine) Schwächephase nicht darüber hinwegtäuschen.

Autor:

Oliver Kellner aus Zehlendorf

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