Breite Front gegen einen Radschnellweg

Vision: Der S-Bahnhof Zehlendorf mit Radschnellweg und Ladestation für E-Bikes. | Foto: Visualisierung: Staubach + Kuckertz Architekten
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Steglitz-Zehlendorf. Nach den Vorstellungen des CDU-Kreisverbandes Steglitz-Zehlendorf soll auf der parallel zur S-Bahnstrecke verlaufenden Stammbahntrasse ein Fahrrad-Schnellweg zwischen Potsdamer Platz und Zehlendorf entstehen. Jetzt melden sich die Gegner zu Wort.

Laut Justizsenator und CDU-Kreisvorsitzendem Thomas Heilmann und seinem Stellvertreter Karl-Georg Wellmann könnte der vier Meter breite und fast kreuzungsfreie Expressweg 2020 gebaut sein. Die ständig überfüllte S-Bahn wäre entlastet. Die Finanzierung soll über den 2018 neu auszuschreibenden Stadtwerbevertrag erfolgen. Entlang der Fahrrad-Autobahn würden dann Werbetafeln aufgestellt.

Eine Wiederinbetriebnahme der Stammbahn soll nicht ausgeschlossen werden, denn die Schienen, soweit noch nicht abgebaut, sollen liegen bleiben. Die Stammbahn wurde 1838 als erste preußische Eisenbahnlinie zwischen Potsdamer Platz und Potsdam eröffnet. Seit 1945 ist sie stillgelegt.

Michael Grubert (SPD), Bürgermeister von Kleinmachnow, äußert in einem offenen Brief an Heilmann und Wellmann seine Zweifel. „Ich begrüße es, dass auch Sie die sehr unbefriedigende Anbindung des Berliner Südwestens und der Kommunen Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf bemängeln. Das belegt doch, dass es an einer leistungsfähigen Ergänzung des S-Bahnangebots fehlt.“ Den Radschnellweg hält Grubert für keine wirkliche Alternative. Die Nutzung bleibe vorwiegend auf die Sommermonate beschränkt. Nur eine Kombination von Schiene und Rad dürfte vor allem auch gegenüber dem Autoverkehr konkurrenzfähig sein.

„Wenn die von Ihnen favorisierten Überlegungen realisiert werden, dürfte die Wiederinbetriebnahme der Stammbahn vollkommen unrealistisch werden. Es dürfte der Öffentlichkeit kaum zu vermitteln sein, warum ein mit erheblichem finanziellem Aufwand hergestellter Fahrradschnellweg zugunsten einer Schienenverbindung wieder ersatzlos entfallen muss“, schreibt Grubert.

Auch der Deutsche Bahnkunden-Verband (DBV) kritisiert die Idee eines Radexpressweges. Der Antrag der Grünen- und der CDU-Fraktion in der jüngsten Bezirksverordnetenversammlung, die Trasse bis nach Potsdam zu verlängern sei unausgegoren. Dabei wirft der Verband auch eine bisher ungeklärte Frage auf: Was wird aus dem Güterverkehr zwischen Lichterfelde-West und Wannsee? Er verläuft auf der alten Stammbahntrasse. Die Fortsetzung des Fahrradweges setze die Einstellung dieses Güterverkehrs voraus, erklärt der Bahnkunden-Verband.

Er fordert stattdessen die Bezirkspolitiker auf, sich für den Wiederaufbau der Stammbahn einzusetzen. Berlin als wachsende Stadt brauche zusätzlichen Regionalverkehr. „Sollte für einen Fahrradweg zusätzlich Platz sein, spricht nichts gegen ihn.“ uma

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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