Spandau. Der Spandauer Volkstheater Varianta macht weiter. Das Publikum kann sich auf politisches und anderes Kabarett freuen.
Spandaus einziges regelmäßig spielendes professionelles Theater macht weiter. Dabei wäre beinahe schief gegangen, was eigentlich ein Neustart hätte sein sollen. Bisher wurde auf der Bühne in der Aula des alten Kant-Gymnasiums, Carl-Schurz-Straße 59, gespielt. Doch weil das Gebäude für die nächsten Jahre Standort der Musikschule ist, sahen auch dort die Techniker genau hin. Ergebnis: Die veraltete Technik wurde ausgebaut, eine neue Anschaffung ist zumindest konkret nicht in Sicht .
Doch von solchen Widrigkeiten lassen sich richtige Theaterleute nicht abschrecken. „Wir spielen jetzt auf der Rückseite des Saales, das Publikum sitzt mit dem Rücken zur ehemaligen Bühne“, sagt Theaterchefin Sonya Martin. Als diese Entscheidung fiel, war eine Hiobsbotschaft noch nicht unterwegs. Die alte Bestuhlung war beseitigt worden, neues Mobiliar bestellt. Und dann kam die Nachricht: Die Firma mit den Stühlen ging in Insolvenz, die Stühle kommen nicht.
Die Katastrophenmeldung erschütterte Sonya Martin aber nur kurz. Sie versuchte, bei anderen Theatern an dort nicht mehr benötigte Stühle zu kommen. Doch das war vergebens. Irgendwann im Oktober rief sie abends bei Gabriele Fliegel, Vorsitzende der Vereinigung Wirtschaftshof, an: „Wir geben auf.“
Kauf von 200 Stühlen über Nacht
Doch für Gabriele Fliegel stand fest, dass Spandau sein Theater Varianta nicht sterben lassen darf. Sie alarmierte ihr Netzwerk. Und das funktionierte. Michael Mannteuffel, stellvertretender Vorsitzender der Gesamtelternvertretung des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, das bis zum Umbau an der Carl-Schurz-Straße mit einer Filiale vertreten war, wusste, dass die Messe Berlin 200 Stühle aus dem Berliner Salon der abgerissenen Deutschlandhalle zum Verkauf anbot. Er tat sich zusammen mit Jürgen Hilpisch, Vorsitzender des Freundeskreises der Musikschule Spandau. Ihnen war klar, dass eine offizielle Bestellung über die bürokratischen Mühlen des Bezirksamts für Varianta zu spät sein könnte. Also organisierten sie praktisch über Nacht den Kauf der 200 Stühle für 800 Euro sowie deren Transport.
Jetzt sitzt man bei Varianta also wieder bequem. Beim Tag der offenen Tür der Musikschule am 11. November ab 15 Uhr können die Besucher den Varianta-Leuten beim Proben zusehen. Am 2. Dezember um 20 Uhr hat André Rauscher Premiere mit seinem literarisch-musikalischen Programm „Wie Otto zu Reutter wurde“ über den Komiker und Kabarettisten des Kaiserreichs und der Weimarer Republik Otto Reutter. Am 9. Dezember folgt dann um 20 Uhr Heinz Klever mit dem politisch-musikalischen Kabarett „Wer immer mit dem Schlimmsten rechnet, hat meistens eine gute Zeit“. Karten kosten 19 Euro, ermäßigt 14 Euro. Karten gibt es unter der neuen Varianta-Nummer 54 77 50 35 oder buero.variantaberlin@gmx.de. Ab dem 9. November sind die Varianta-Leute auch immer donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr im Erdgeschoss der Carl-Schurz-Straße 59 anwesend. Karten gibt es zudem im Gotischen Haus, Breite Straße 32. CS
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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