Anwohner verlegen am Sportforum sechs Stolpersteine

Eva Prausner von Lichtblicke legt an den Stolpersteinen für die Familie Lewinsohn Rosen nieder. Rainer Früholz (Mitte) initiierte das Gedenken. | Foto: Wrobel
  • Eva Prausner von Lichtblicke legt an den Stolpersteinen für die Familie Lewinsohn Rosen nieder. Rainer Früholz (Mitte) initiierte das Gedenken.
  • Foto: Wrobel
  • hochgeladen von Karolina Wrobel

Alt-Hohenschönhausen. An die Verfolgung und Verschleppung der jüdischen Bevölkerung erinnern die Gedenksteine des Künstlers Gunter Demnig. Anwohner initiieren dieses Gedenken am Sportforum.

Verschwunden sind die Spuren an die ehemalige Koskestraße, wo in einem Wohnhaus mit der Hausnummer 13-14 die Familie Lewinsohn dem NS-Terror zum Opfer fiel. Heute befindet sich an diesem Ort das Sportforum. Gegen das Vergessen ging jetzt eine Gruppe von Anwohnern vor. Sie verlegte an der Konrad-Wolf-Straße Ecke Steffenstraße sechs Stolpersteine. "Uns hat die Auslöschung einer ganzen Familie bedrückt", erklärt Dagmar Poetzsch, DGB-Kreisvorsitzende Ost. Der Gewerkschaftsbund unterstützt die Idee der Bürger, an diesem Ort der Familie Lewinsohn zu gedenken. In Zusammenarbeit mit dem Verein Lichtblicke und privatem Engagement konnten die Bürger so die Patenschaft für die sechs Steine übernehmen.

Rainer Früholz gab den Anstoß für das Gedenken. Er recherchierte die Geschichte der Familie Lewinsohn nach, die zum Großteil mit dem 33. Transport nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Ein Schicksal, das ihn bewegt und über die Repressionen gegen die am Ort kleine jüdische Gemeinde nachdenklich macht: "Man fragt sich, wie das ablief: wie etwa die Wohnung aufgelöst wurde." An die damalige Zeit erinnert bereits eine Gedenktafel an der Konrad-Wolf-Straße 91. An dieser Stelle befand sich bis 1938 die Synagoge der Jüdischen Gemeinschaft Hohenschönhausen.

Teil der sechsköpfigen Familie war auch die gerade mal drei Monate alte Reha Lewinsohn. Sie wurde zusammen mit ihrer Familie am 3. März 1943 deportiert. "Sie hatte keine Lebenschance. Das macht die hier angewandte Willkür besonders deutlich", weiß auch Dagmar Poetzsch. Zuvor wurde die Familie bereits auseinander gerissen: der 16-jährige Sohn von Else und Hugo Lewinsohn, Julian, musste nach Beendigung der Schule 1941 Zwangsarbeit bei der Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik AG leisten. Von einem Sammellager in der Levetzowstraße 7-8 aus wurde er nur einen Tag vor der Deportation der übrigen Familie bereits nach Auschwitz transportiert, wo er am 18. April 1943 starb. Auch seine elfjährige Schwester Rita und der Bruder Artur haben die NS-Herrschaft nicht überlebt.

Am 30. November wurden zu ihrem Gedenken die aus Messingplatten bestehenden Stolpersteine ins Straßenpflaster eingelassen. Die Bürger gedachten der Familie anschließend mit der Niederlegung von Rosen.

Karolina Wrobel / KW
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 76× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 209× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 193× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 46× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 261× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 616× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.