Bezirk kann sich seine Tiere nicht mehr leisten

Wie lange man noch Weißhirsche im Wildgehege in der Jungfernheide sehen kann, ist ungewiss. | Foto: Wecker
  • Wie lange man noch Weißhirsche im Wildgehege in der Jungfernheide sehen kann, ist ungewiss.
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Charlottenburg-Nord. 300 Euro kostet täglich der Unterhalt der Wildtiergehege in der Jungfernheide. Deshalb sollen sie, so informierte Baustadtrat Marc Schulte (SPD) auf der jüngsten Tagung des Ausschusses für Tiefbau und Grünflächen, unter dem Druck des dem Bezirk auferlegten Sparzwanges aufgegeben werden.

Dies ist jedoch nicht der einzige Grund. Den Tieren - es handelt sich um Wildschweine, Rehe und Weißhirsche - geht es so gut, dass sie sich stark vermehren. Das bedeutet wiederum, dass jährlich zwischen einem Drittel und der Hälfte des Bestandes der Tiere allein aus Platzgründen getötet werden muss. Schließlich gibt es mittlerweile strengere Haltungsvorschriften, die unter anderem das Füttern der Tiere durch Besucher verbieten. Mit dem Fütterungsverbot geht aber die Hauptattraktion des Geheges verloren, denn viele Familien besuchen mit ihren Kindern vor allem deshalb das Wild in der Jungfernheide, um durch die Fütterung den Tieren ganz nah sein zu können. Das wissen selbst die kleinsten Frischlinge. Sie kommen sofort angesaust, wenn sich ein Besucher dem Zaun nähert. Die Durchsetzung des Fütterungsverbotes und der strengeren Haltungsauflagen wird zusätzlich Kosten verursachen. Der Bestand müsste auch regelmäßig durch Fremdtiere aufgefrischt werden, um Inzucht zu vermeiden.

Mit diesen vom Stadtrat vorgetragenen Fakten mochte sich keine Fraktion anfreunden. Andererseits gab es auch keine praktikablen Vorschläge, wie die Kosten ausgeglichen werden könnten, um dennoch die Gehege erhalten zu können. So kommt beispielsweise der Einsatz von ehrenamtlichen Kräften nicht infrage, da die Haltung durch das Tierschutzgesetz geregelt wird. Kommen ehrenamtliche Kräfte aus Unkenntnis damit in Konflikt, sind sie strafrechtlicher Verfolgung ausgesetzt. Die Haltung der Tiere wird von den Tierschutzvereinen genau beobachtet.

Die Jungfernheide ist mit 146 Hektar nach dem Tiergarten Berlins zweitgrößter Park. Gegenüber dem Tiergarten hat er eine Reihe von Einrichtungen wie die Badeanstalt, das Freibad, den betreuten Spielplatz, den Ferienspielplatz, Sportplätze, den Hundeauslauf, einen Rodelhang, den Wasserturm, Liegewiesen sowie neuerdings auch den Hochseilgarten und eben auch die Wildgehege zu bieten, die ihn unverzichtbar in das bezirkliche Leben integrieren. Vom Bezirk werden hier traditionell zum 1. Mai ein Familienfest veranstaltet und im Sommer Kinderferienlager durchgeführt.

Mit dem Verlust der Wildgehege würde der Park an Attraktivität verlieren.

Wie die Wildgehege aufgegeben werden sollen, ist noch nicht entschieden. Angesichts der ohnehin in Berlin schon herrschenden Wildschweinplage ist nicht damit zu rechnen, dass sich Abnehmer für die Tiere finden werden. Aus dem gleichen Grund wird es nicht möglich sein, einfach nur die Gatter zu öffnen und die Tiere in die Freiheit zu entlassen.

Frank Wecker / FW
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Lokalredaktion aus Mitte

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