Hungerstreik für Frau und Tochter

Baraa Moshinish vor dem Flüchtlingsheim an der Alfred-Randt-Straße. | Foto: Ralf Drescher
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Köpenick. Ein Nachmittag im Flüchtlingsheim an der Alfred-Randt-Straße. Draußen toben die Kinder, in einem der Zimmer liegt Baraa Moshinish auf seinem Bett. Er ist seit acht Tagen im Hungerstreik.

Der Syrer ist vor neun Monaten mit dem Auto, zu Fuß und mit dem Schiff aus Syrien geflohen und über Libyen und Italien nach Berlin gekommen. Frau und Tochter musste er in Damaskus zurück lassen. Die Unterlagen für ein Visum liegen seit Wochen in der deutschen Botschaft in Beirut, ohne das sich etwas tut. „Ich habe meine Frau und Tochter Lara seit neun Monaten nicht mehr gesehen. Wenn es mal mit dem Telefonieren klappt, haben wir wenige Minuten für ein Gespräch.

Neulich schlug während des Gesprächs in der Nähe der Unterkunft meiner Frau eine Rakete ein, sie hat sofort panisch geschrien“, erzählt Baraa Moshinish.
Er spricht arabisch und etwas Englisch, das Gespräch mit dem Reporter übersetzt einer der Sicherheitsmänner, der arabisch und deutsch beherrscht.
Der Syrer hat früher auf Baustellen und als Verkäufer gearbeitet. Jetzt will er erst einmal Deutsch lernen und später vielleicht als Touristenführer arbeiten. Seine nahe Zukunft ist gesichert, die Aufenthaltserlaubnis für Deutschland gilt erst einmal drei Jahre.

Die Reiseunterlagen für seine Frau hat er nach eigenen Angaben am 31. März beantragt, seitdem hat er von den Behörden nichts mehr gehört. Statt Nahrung nimmt er derzeit nur etwas Wasser und Orangensaft zu sich. „Ich werde solange hungern, bis meine Familie bei mir ist“, sagt Baraa Moshinish zum Abschied, schon merklich gezeichnet von den letzten Tagen ohne feste Nahrung.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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