Schöneberg. Auf dem Alten Kirchhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde hat Heinrich Spiero seine letzte Ruhe gefunden. Die Gemeinde lädt jetzt zur Buchpräsentation und Lesung über den Schriftsteller und Literaturhistoriker ein.
In der Friedhofskapelle, Kolonnenstraße 24-25, wird die Geschichts- und Politikwissenschaftlerin Anna Rohr am 2. Mai ab 19 Uhr ihre 2014 verfasste Dissertation „Dr. Heinrich Spiero (1876-1947). Sein Wirken für die Christen jüdischer Herkunft unter dem NS-Regime“ vorstellen. Sie ist als Buch im Metropol Verlag erschienen.
Rohrs Arbeit befasst sich jedoch nicht nur mit Spieros Biographie. Es geht auch um die Selbstbehauptungsversuche von „Nichtariern“ christlicher Konfession in der NS-Zeit.
Heinrich Spiero gehörte als getaufter Jude zu einer von den Nazis verfolgten Bevölkerungsgruppe, den Christen jüdischer Herkunft. Weil Unterstützung seitens der evangelischen und katholischen Kirche zumeist ausblieb, gründeten sie schon ein halbes Jahr nach der Machtübernahme ihre eigene Interessenvertretung und Selbsthilfeorganisation, den „Reichsverband christlich-deutscher Staatsbürger nichtarischer oder nicht rein arischer Abstammung”. Ab 1936 nannte er sich Paulusbund. Von 1935 bis 1937, bis er als „Volljude” eingestuft wurde, war Spiero dessen Vorsitzender. Bis zum Verbot 1939 führte er eine private Hilfsstelle, das „Büro Dr. Heinrich Spiero”.
Mitwirkende bei der Lesung sind neben der Autorin die Schauspielerin Christiane Carstens, der Filmemacher und Schauspieler Bertram von Boxberg sowie Wolfgang Benz, ein profilierter Kenner der Zeitgeschichte in Deutschland. Der Eintritt ist frei. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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