Weitere Gespräche zum Freudenberg-Areal nötig

Die Fabrikgebäude sind inzwischen abgerissen. Und was passiert jetzt auf diesem Grundstück? Darüber gibt es noch heftige Auseinandersetzungen. | Foto: Frey
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Friedrichshain. Auf dem ehemaligen Gelände der Firma Freudenberg zwischen Boxhagener- und Weserstraße soll ein neues Quartier mit rund 500 Wohnungen entstehen. Gegen die Pläne regt sich Widerstand.

Bei einer Bürgerversammlung am 22. Januar sowie in der Sitzung des Stadtplanungsausschusses am 6. Februar kritisierten Anwohner vor allem den Umfang des Bauvorhabens. Es sei gegenüber dem ursprünglichen Entwurf aus dem Jahr 2009 sogar noch einmal massiv angewachsen, so der immer wiederkehrende Einwand des Piraten-Bürgerdeputierten Carsten Joost. Dessen Forderung: Das Projekt müsse zumindest abgespeckt werden. Stattdessen wird auf dem Gelände eine Grünfläche verlangt. Denn mit Parkanlagen sei das südliche Friedrichshain völlig unterversorgt. Hier biete sich die letzte Gelegenheit, das zu ändern.Darüber soll jetzt in sogenannten Fachgesprächen weiter diskutiert werden. Das wurde auf Antrag von Bündnis 90/Grüne am 6. Februar im Ausschuss für Stadtplanung einstimmig beschlossen. Zugestimmt hatten auch die Piraten, die bereits zuvor zum gleichen Thema mit einer Drucksache vorstellig geworden waren. Dort war von einem Werkstattverfahren als Begleitung zum Bauverfahren die Rede.

Der Streit um das Freudenberg-Areal ist nur ein Beispiel für einen Konflikt, der in Zukunft auch an anderen Stellen im Bezirk aufbrechen wird. "Wir haben zwei Themen zu lösen", meint Bürgermeister Franz Schulz (Bündnis 90/Grüne). "Zum einen Wohnungsneubau, auch möglichst bezahlbar und wir haben das Thema Freiflächen. Beides beißt sich natürlich etwas."

Der Bürgermeister verweist darauf, dass es im Neubauviertel unter anderem einen öffentlicher Durchgang und zwei Stadtplätze geben soll. Deren Größe fällt allerdings nach Ansicht der Kritiker viel zu gering aus. Außerdem seien bisher zu wenige Spielplätze vorgesehen.

Auf der Habenseite verbucht Schulz außerdem, dass der Investor, die Bauwert, das Grundstück für eine Kita zur Verfügung stellt. Und vor allem die Zusage, ein Teil der Mietwohnungen zu einem Einstiegspreis von 5,50 Euro netto kalt für Menschen mit geringem Einkommen bereitszustellen (wir berichteten). Deren Anteil sei aber mit sechs Prozent der gesamten Baumasse viel zu gering, bemängeln die Gegner. "Es sind zehn Prozent der Mietwohnungen", korrigiert wiederum der Bürgermeister.

Die restlichen Mietobjekte werden wohl zu einem Quadratmeterpreis um die elf Euro angeboten. Dadurch werde das Viertel zu einem Gebiet für wenige Arme und viele Reiche, fanden Redner bei der Bürgerversammlung. Sie verlangten deshalb, dass zumindest weitere Wohnungen zu Preisen im mittleren Segment um die sieben Euro dort vermietet werden. Die Frage ist aber, wie weit sich das mit den Investitionen und den Renditeerwartungen des Bauherrn in Einklang bringen lässt.

Über alle diese Themen könne man natürlich noch reden, erklärte der Bürgermeister. Er verwahrte sich gleichzeitig gegen den Vorwurf, die Pläne seinen quasi schon in Beton gegossen und die Bevölkerung bisher nicht ausreichend informiert worden. Bereits in diesem frühen Stadium gebe es eine umfassende Bürgerbeteiligung. Denn bis zur Baugenehmigung werde es bestimmt noch bis Mitte 2014 dauern. Klar sei aber auch, "dass sich alle Defizite von Friedrichshain an dieser Stelle sicher nicht ausbügeln lassen."

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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