In der City Station speisen Arme in Würde

Hier reicht Kleingeld: Klaus Sheia (r.) lässt sich von Mitarbeiterin Anna Milch reichen, die ihn nur einen Cent-Betrag kostet. | Foto: Schubert
  • Hier reicht Kleingeld: Klaus Sheia (r.) lässt sich von Mitarbeiterin Anna Milch reichen, die ihn nur einen Cent-Betrag kostet.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Halensee. Kaffee für 30 Cent, ein Hauptgericht für 2 Euro - die City Station der Berliner Stadtmission ist ein soziales Restaurant, das auch den kulturellen Hunger stillt. Um kostendeckend zu arbeiten, brauchen die Betreiber aber Hilfe.

Abendessen. Klaus Sheia löffelt ein warmes Mahl. Um ihn herum beruhigendes Gemurmel. Am Tresen spricht man über Fußball, später spielt man zusammen Skat, schaut Filme, lauscht einer Lesung. Die Bedienung erfolgt freundlich, prompt und überaus günstig. Sheia löffelt ein Essen, das er sich jenseits der Tür nur schwer leisten könnte. Normalität - und doch keine Selbstverständlichkeit.

Die City Station gibt Menschen wie ihm seit 38 Jahren Halt. Und was es mit dieser Anlaufstelle für Hilfsbedürftige auf sich hat, ist vielen entfallen. "Hier schlug der Pulsschlag der Stadtmission", erinnert Sprecher Dieter Puhl an das erste Angebot der Wohnungslosenhilfe.

"Am Anfang buken charmante Damen Kuchen für Menschen ohne Obdach. Für die war es schön, an der Bürgerlichkeit der Umgebung teilzuhaben", erzählt Puhl. Bald entstand ein soziales Restaurant in oberer Ku’damm-Lage. Essen gab es nicht umsonst, aber günstig. Am 30-Cent-Kaffee darf man sich dafür stundenlang laben, während man in kostenlosen Armenküchen sehr bald Platz machen muss für den nächsten Gast.

Was ebenfalls in Vergessenheit geriet: Das Ladenlokal in der Joachim-Friedrich-Straße 46 war Erprobungsort für Hilfsmodelle, die sich bis heute in anderen Liegenschaften der Stadtmission bewähren. Von hier aus ging zum Beispiel der Kältebus auf seine erste Tour.

Eine kostenlose Dusche, Frisier-Service, neu einkleiden - das wissen bemerkenswert viele Frauen zu schätzen. "Sie machen 40 Prozent unserer Gäste aus. Und die Zahl geht weiter hoch", sagt Leiterin Sylvia Richter.

Die Kosten für die Beschäftigung der sieben hauptamtlichen Kollegen trägt zwar der Bezirk. Aber wer ein Essen, das 2,97 Euro kosten müsste, für 2 Euro anbietet, braucht dringend Spenden. Gern genommen werden auch Lebensmittel - damit Klaus Sheia in seiner Suppe ein paar Stücke Fleisch findet. "Heute kam ich zu spät", brummt der Zeitungsverkäufer. "Da war die Haxe schon weg."

Überweisen kann man an die City Station, Kontonummer 31 555 00, BLZ 100 205 00.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 264× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 91× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.