Abi auf dem zweiten Bildungsweg

Ina Kunz holt am Westfalen-Kolleg in Dortmund ihre Hochschulreife nach. | Foto: Samuel Acker
  • Ina Kunz holt am Westfalen-Kolleg in Dortmund ihre Hochschulreife nach.
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"Das kann noch nicht alles sein!" Das dachte sich Ina Kunz schon während ihrer Ausbildung. "Ich habe meinen Realschulabschluss gemacht und Textilsiebdruckerin gelernt", erzählt die 23-Jährige. "Aber ich habe schnell gemerkt, dass der Beruf nichts für mich ist."

Ein Lehrer an der Berufsschule habe sie damals ermuntert: Du hast das Zeug zum Studieren. Sie entschied, das Abitur nachzumachen und Lehrerin zu werden. Für Kunz und andere ohne Abitur gibt es viele Möglichkeiten, die Hochschulreife im zweiten Anlauf zu erwerben - wichtig ist, den passenden Weg zum Abi zu finden.Den zweite Bildungsweg prägen vor allem zwei Schulformen: Das Kolleg und das Abendgymnasium. Für beides brauchen die Lernwilligen ein Mindestalter von 18 Jahren, eine abgeschlossene Berufsausbildung oder zwei Jahre Berufserfahrung. Außerdem müssen sie den Realschulabschluss haben. Wer diesen nicht hat, muss ihn zunächst an einer Abendrealschule oder einer Volkshochschule (VHS) nachmachen.

Beim Kolleg sitzen die "Studenten", wie die Schüler genannt werden, rund 30 Stunden in der Woche im Klassenzimmer - meist vormittags, gelegentlich aber auch nachmittags. Beim Abendgymnasium wird meist von 18 bis 22 Uhr gepaukt, rund 20 Stunden in der Woche. Bei beiden Schulformen dauert es drei Jahre, bis man es zur allgemeinen Hochschulreife gebracht hat. Wie sonst auch werden Leistungskurse gewählt und regelmäßig Klausuren geschrieben. Die Klassengröße schwankt zwischen 15 und 25 Personen. Im Gegensatz zur klassischen Schule könne man sich in vielen Kollegs und Abendschulen nicht nur im Herbst, sondern auch im Frühling einschreiben, so Tobias Funk von der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin.

"Im Kolleg ist der Stoff etwas komprimierter als auf dem "normalen" Bildungsweg, im Abendgymnasium mit weniger Stunden ist das noch ausgeprägter", erklärt Angela Hoffmann, Vorsitzende des Bundesrings der Abendgymnasien. "Da braucht man Selbstdisziplin, man muss sich gut organisieren können." Generell sei es wichtig, sich vor der Rückkehr ins Klassenzimmer klarzumachen, ob und wie man die Herausforderung Abi meistern kann, betont Tobias Funk. "Ich sage immer, 30 Prozent des Abis sind schon gewonnen, wenn man sich die richtigen Fragen stellt: Wie frisch sind meine Schulkenntnisse noch? Muss ich nebenbei Kinder großziehen? Welche Art, das Abitur nachzuholen, kann ich mir finanziell leisten?"

"Ich will mich voll aufs Abi konzentrieren, daher war der Tagesunterricht am Kolleg der richtige Weg für mich", sagt Ina Kunz, die am Westfalen-Kolleg in Dortmund ihre Hochschulreife nachholt. Ihren Lebensunterhalt bestreitet sie mit einem Nebenjob in einer Diskothek und einem speziellen Schüler-Bafög. "Für Personen, die ihr Abi auf dem zweiten Bildungsweg nachholen, ist dieses elternunabhängig", sagt Hoffmann. Dieses Bafög ist ein Vollzuschuss, es muss nichts zurückgezahlt werden. Für die Personen, die nach der Hochschulreife im Berufsfeld ihrer Ausbildung oder ihres Jobs bleiben möchten, kann der Besuch einer Fachoberschule sinnvoll sein. "Diese haben einen speziellen Fokus, zum Beispiel Wirtschaft, Technik oder Sozialwesen", erklärt Funk. An der Fachoberschule lässt sich innerhalb von zwei Jahren die Fachhochschulreife erwerben. "Dabei wird berufsspezifisches Wissen in die Stundenpläne integriert", sagt Funk. Allerdings sind diese Schultypen nicht in allen Bundesländern verbreitet. "Und wer weiß, dass er beruflich in eine neue Richtung gehen will, für den ist das allgemeine Abi am Abendgymnasium oder Kolleg wohl der bessere Weg", so Hoffmann.

dpa-Magazin / mag
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Ratgeber-Redaktion aus Mitte

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