Appartementhaus am Barbarossaplatz wird abgerissen

Seit vergangener Woche ist die Abbildung des Neubaus am Barbarossaplatz auf einer Bautafel zu sehen. | Foto: Liptau
  • Seit vergangener Woche ist die Abbildung des Neubaus am Barbarossaplatz auf einer Bautafel zu sehen.
  • Foto: Liptau
  • hochgeladen von Ralf Liptau

Schöneberg. Am Ende war es doch zu viel: Die letzten drei Mieter in dem 60er-Jahre-Wohnhaus am Barbarossaplatz werden demnächst ausziehen. Damit geht ein jahrelanger Streit mit Investor Hochtief Solutions zu Ende. 107 günstige Single-Wohnungen weichen 79 Nobelappartements.

Vergangenen Woche wurde auf der Rasenfläche vor dem Altbau das Bauschild aufgestellt. Wenn es abends dunkel wird, brennt in den Fenstern dahinter nur noch an wenigen Stellen Licht. Drei Mieter bewohnen noch das Haus, das 1964 im Rahmen des Westberliner Aufbauprogramms errichtet wurde. In wenigen Wochen wird hier gar kein Licht mehr brennen. "Wir haben mit den Mietern eine Einigung erzielt, sie ziehen demnächst aus", erklärt Gabriele Steges von Hochtief Solutions. Worin diese genau besteht, will sie nicht sagen. Die Mieter sprechen von einer "Umzugshilfe, die nicht der Rede wert ist". Das Unternehmen wird Ende des Jahres die bauvorbereitenden Maßnahmen beginnen. Also zunächst das Baufeld freimachen. Wann genau der Abriss erfolgt, konnte Steges noch nicht sagen. In dieser Woche läuft dennoch bereits die Vermarktung der geplanten 79 Nobelappartements an, Baubeginn soll voraussichtlich im ersten Halbjahr 2013 sein. Die jetzigen Mieter werden sich dann bereits in ihren neuen Wohnungen eingerichtet haben. Einer zieht nach Neukölln, einer nach Steglitz. Fred Skroblin, Mieter und Anwalt, bleibt im Kiez. Er war es, der seinen Nachbarn vor einiger Zeit sagen musste, dass der Kampf offenbar verloren ist. "Irgendwann musste ich zu meiner anwaltlichen und menschlichen Verantwortung stehen", sagt er. Zwar haben die Mieter in erster Instanz gegen die Räumungsklagen des Investors erfolgreich geklagt. Ob das Landgericht in zweiter Instanz allerdings genauso entschieden hätte, sei "völlig unsicher" gewesen. Am Ende hätten auf die Mieter unter Umständen erhebliche Schadensersatzforderungen zukommen können. Zu dritt sei dieser Kampf einfach nicht mehr machbar gewesen.

Skroblin zieht dabei auch die Bezirkspolitik in die Verantwortung. Im Sommer 2011 hatten die Fraktionen von SPD und CDU in der BVV dem neuen Bebauungsplan zugestimmt. "Damit war klar, dass der Zug ein Stück weit abgefahren ist", so der Anwalt. Beim Kampf gegen die Räumung sei es ihnen auch um ein gesellschaftliches Anliegen gegangen.

Von der Politik fühlten sich die Mieter im Stich gelassen. "Man kann nicht von drei Leuten erwarten, dass sie allein gegen solche gesellschaftlichen Fehlentwicklungen angehen", so Skroblin. Sie hätten jetzt klein beigeben müssen, um nicht "verheizt" zu werden.

Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 225× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 41× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.