Konrad-Adenauer-Stiftung erinnert an den 17. Juni 1953

Mit der Folie an der Fassade setzt die Konrad-Adenauer-Stiftung ein Zeichen gegen das Vergessen. | Foto: KEN
  • Mit der Folie an der Fassade setzt die Konrad-Adenauer-Stiftung ein Zeichen gegen das Vergessen.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Tiergarten. "Der Schrei nach Freiheit" prangt in großen roten Lettern an der Fassade des Bürogebäudes der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Klingelhöferstraße 23.

Die CDU-nahe Denkfabrik erinnert mit einer überdimensionalen Foto- und Textfolie am Gebäude an den 60. Jahrestag des DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Diese plakative Aktion ist nur eine von über 40, die dieser Tage bundesweit stattfinden. Vom Aufbegehren, von Protesten und Demonstrationen in Ostberlin und rund 300 weiteren Orten in der DDR im Juni 1953 wissen heute zwei Drittel der Jugendlichen in Deutschland nichts oder nur wenig, wie eine Studie bereits 2003 feststellen musste. "Der 17. Juni hat im öffentlichen Bewusstsein noch nicht die Anerkennung gefunden, die er eigentlich verdient", so der Politologe Klaus Schroeder. Mehr als 100 000 Menschen sind an jenem Sommertag in Ostberlin auf die Straße gegangen: Arbeiter, Akademiker, alle Altersklassen. Zu groß war der Unmut über knappe Lebensmittel und eine zehnprozentige Arbeitsnormerhöhung geworden. Bald richtete sich der Protest jedoch gegen das DDR-System überhaupt. Die Demonstranten legten die Arbeit nieder. Sie drangen ins Regierungsviertel vor, Ziel war das "Haus der Ministerien", das heutige Bundesfinanzministerium an der Wilhelmstraße. Die Menschen rissen Straßensperren ein und forderten freie Wahlen.

"Die SED-Führung war fassungslos. Sie kamen mit dieser Situation nicht klar, hatten sie doch immer wieder verkündet, das Volk stünde hinter ihnen, vor allem die Arbeiter. Und jetzt mussten sie eingestehen: Dem war gar nicht so", erläutert Klaus Schroeder. Die sowjetische Besatzungsmacht schickte schließlich Panzer, und rasch war der Widerstand gebrochen. Politologe Schroeder: "Die Rote Armee hat den Aufstand niedergeschlagen. Ohne die Panzer der Roten Armee wäre die Existenz der DDR im Juni 1953 beendet gewesen. Der Aufstand hätte sich weiterentwickelt. Er hätte diese sozialistische Diktatur hinweggefegt."

In der Bundesrepublik wurde der Tag des Volksaufstandes zum "Tag der Deutschen Einheit", für Politiker und andere Gesellschaftsakteure bald zum bloßen Ritual, wie der frühere Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen (CDU), beklagt, für viele Bürger ein Badetag. In der DDR, die danach ihren Sicherheits- und Überwachungsapparat massiv ausbaute, war er der Tag eines Putschversuchs des Westens.

Karen Noetzel / KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 187× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 165× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 226× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 603× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.