Reaktorunfall am BER II: Reicht der Schutz im Ernstfall?
<p class="docTextTeaser"><span class="docTextLocation">Wannsee. </span>Bei einem Unfall im Forschungsreaktor BER II müssten mindestens 13 000 Menschen in einem Umkreis von 2,5 Kilometern in Sicherheit gebracht werden. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Linke-Politikers Hubertus Zdebel hervor.</p>Die Aufforderung "Verbleiben im Haus" würde in einer Entfernung von acht Kilometern für 190 000 Berliner gelten. In einem Radius bis zu vier Kilometer müssten rund 27 000 Menschen unter 45 Jahren Jodtabletten zum Schutz vor der Strahlung einnehmen.
Das Helmholtz-Zentrums Berlin, das den BER II betreibt, gibt eine Broschüre für Anwohner heraus, in der ebenfalls notwendige Maßnahmen aufgelistet sind. Die Anzahl der betroffenen Menschen wird allerdings nicht genannt. Seit Kurzem ist der Reaktor, der 2013 wegen einer defekten Schweißnaht abgeschaltet werden musste, wieder am Netz. Derzeit wird ein Hochfeldmagnet für Neutronenstreuexperimente installiert. Endgültig abgeschaltet werden soll BER II erst 2020. Gegner wie das Anti-Atom-Bündnis in Berlin und Potsdam fordern die sofortige Stilllegung.
Der Bundestagsabgeordnete Hubertus Zdebel kritisiert vor allem, dass für den BER II keine Ausweitung der Evakuierungsgebiete infrage kommen soll. Nach der Fukushima-Katastrophe 2011 hat die Strahlenschutzkommission diese Ausweitung für Atomkraftwerke empfohlen. "Die Auswirkungen bei einem Unfall im BER II sind in der Dimension nicht mit denen von großen Atommeilern vergleichbar", heißt es wörlich in der Antwort auf die Anfrage. Außerdem: "Wenn die heutigen Planungen wie im Fall des BER II bereits auf einem worst-case-Szenario beruhen, so ist aus Sicht der Bundesregierung eine Erweiterung der Planungsradien nicht erforderlich."
Der Bundestagsabgeordnete stellt sich jedoch die Frage, ob der Katastrophenschutz, für den die Kommunen zuständig sind, rechtzeitig zur Stelle wäre. Eine fiktive bundesweite Übung im Herbst 2013 hätte eklatante Mängel offenbart, vor allem im Bereich Information und Kommunikation. "Die Bevölkerung wäre erst gewarnt worden, nachdem die radioaktive Wolke bereits Millionen Menschen erreicht hätte", erklärt Zdebel.
<div class="docTextAuthor">Ulrike Martin / uma</div>
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